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Premium Apple Warum der iPhone-Konzern von einer schwäbischen Firma schwärmt

Der iPhone-Konzern nennt erstmals seit Jahren Details zu seinen Lieferanten in Europa. Ein traditionsreiches Familienunternehmen kommt besonders gut weg.
06.06.2023 - 12:51 Uhr Kommentieren
Das schwäbische Familienunternehmen Trumpf liefert Mini-Laser für das iPhone. Quelle: Reuters
iPhone von Apple

Das schwäbische Familienunternehmen Trumpf liefert Mini-Laser für das iPhone.

(Foto: Reuters)

München, Stuttgart Nur kein Wort über Apple: Der iPhone-Hersteller hat seinen Lieferanten strikt untersagt, über ihre Beziehung zu dem US-Technologiekonzern zu berichten. Das Unternehmen hat allerdings selbst Informationen zu seinen Auftragnehmern aus Europa veröffentlicht – zum ersten Mal seit Jahren.

„Unser Einkaufsvolumen in Europa ist in den vergangenen fünf Jahren um die Hälfte gestiegen: Im abgelaufenen Jahr betrug es 20 Milliarden Euro“, sagte Europachefin Cathy Kearney in einer Videokonferenz mit Medienvertretern. Apple zähle mehr als 4000 europäische Firmen zu seinen Lieferanten, darunter 800 aus Deutschland. Kearney: „Nie hat Europa einen wichtigeren Beitrag für unsere Produkte geleistet als jetzt.“

Kearney nannte große Chiphersteller wie Infineon aus München, die französisch-italienische STMicroelectronics sowie AMS Osram aus Österreich. Eher überraschend erläuterte die Managerin außerdem, welch bedeutende Rolle das schwäbische Traditionsunternehmen Trumpf für Apple spiele. Die Hightech-Komponenten der 100 Jahre alten Familienfirma aus Ditzingen bei Stuttgart würden für eine ganze Reihe von Apple-Produkten verwendet.

Darunter sei ein kleiner Laser, der einen Annäherungssensor für das iPhone ermögliche. Dieser schalte das Display aus, wenn ein Objekt in der Nähe erkannt werde. Damit werde Strom gespart und die versehentliche Auswahl von Funktionen durch Berührung würde verhindert – zum Beispiel, wenn die Nutzerinnen und Nutzer das Telefon ans Ohr halten.

Dass Apple Trumpf als Lieferanten nennt, ist eine Art Ritterschlag für die Schwaben. Denn das Unternehmen ist erst vor fünf Jahren in das Geschäft mit Laserdioden eingestiegen. Dafür übernahm Trumpf eine ehemalige Ausgründung der Universität Ulm von Philips für mehr als 100 Millionen Euro.

>> Lesen Sie auch: Hochsensible Sensoren und ultraschnelle Chips: Trumpf-Tochter treibt die Quantenforschung voran

Es ist ein ganz neues Produktfeld jenseits des angestammten Geschäfts mit Lasermaschinen für Blechbearbeitung. „Durch diese Akquisition wollen wir neue Produktfelder erschließen und unser bestehendes Portfolio an einer strategisch bedeutsamen Stelle erweitern“, sagte Trumpf-Chefin Nicole Leibinger-Kammüller damals.

Ausländische Firmen fertigen für Apple in Deutschland

Trumpfs kleinste Laser für Apple stammen aus der Ulmer Fertigung der Tochter Photonic Components. Zwei Milliarden der stecknadelkopfgroßen Laserdioden hat die Sparte in den vergangenen acht Jahren verkauft. Das heißt: Apple hat etwa die Hälfte der gesamten Produktion abgenommen.

Dennoch gehören die Schwaben bisher nicht zu den ganz großen Lieferanten des US-Konzerns. Auf die hundert wichtigsten Zulieferer entfallen Firmenangaben zufolge 98 Prozent des gesamten Einkaufsvolumens. Aus Deutschland zählen dazu Bosch, Henkel, Infineon und der Batteriespezialist Varta.

Zudem stammen aus Deutschland einzelne Komponenten der Apple-Geräte, die ausländische Firmen hier herstellen. Dazu zählen Bauteile aus der Fabrik von Texas Instruments in Freising oder aus dem Werk von Qualcomm in München.

Apple selbst beschäftigt in Europa eigenen Angaben zufolge 25.000 Angestellte, das sind 5000 mehr als noch vor drei Jahren. In Deutschland sind es 4500. Hier investiert der Konzern derzeit insbesondere in München.

Im März kündigte das Unternehmen an, sein europäisches Zentrum für Chipdesign in der bayerischen Landeshauptstadt deutlich zu erweitern. In den kommenden sechs Jahren werde eine Milliarde Euro in den Standort investiert. „Unsere Münchener Ingenieurteams gehören zur innovativen Weltspitze und helfen dabei, neue Technologien zu entwickeln“, sagte Apple-Chef Tim Cook damals.

Größter Forschungsstandort in Europa ist München

Das neue Investment erweitert die bereits im Jahr 2021 angekündigte Milliardeninvestition in München. Es ist bereits jetzt der größte Forschungsstandort von Apple in Europa mit rund 2500 Ingenieuren.

Zwei Milliarden der stecknadelkopfgroßen Laserdioden hat die Sparte in den vergangenen acht Jahren verkauft. Quelle: TRUMPF
Produktion bei der Trumpf-Tochter Photonic Elements in Ulm

Zwei Milliarden der stecknadelkopfgroßen Laserdioden hat die Sparte in den vergangenen acht Jahren verkauft.

(Foto: TRUMPF)

Mit dem prestigeträchtigen Kunden Apple im Rücken will Trumpf das Geschäft in Ulm unterdessen weiter ausbauen und einen zweistelligen Millionenbeitrag investieren. Unter anderem soll die Reinraumproduktion für rund zehn Millionen Euro erweitert werden. Seit dem Einstieg in das Segment im Jahr 2019 hat das Unternehmen mehr als 40 Millionen Euro in Ulm investiert und rund 20 neue Produktionsanlagen in Betrieb genommen.

An einer langfristigen Lieferbeziehung hat Apple offenbar durchaus Interesse. „Mit einigen unserer Zulieferer in Europa arbeiten wir seit mehr als 30 Jahren zusammen“, sagte Europachefin Kearney.

Gleichzeitig wird der Konzern in Europa für seine Geschäftspraktiken immer wieder kritisiert. So hat Frankreichs Justiz Untersuchungen wegen des Vorwurfs von geplantem Verschleiß gegen Apple eingeleitet. Wie die Pariser Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur am Montag bestätigte, geht es dabei auch um mögliche betrügerische Geschäftspraktiken.

Die Ermittlungen wurden demnach bereits im Dezember eingeleitet und der Wettbewerbsbehörde übergeben. Eine Organisation, die sich dem Kampf gegen gewollten Produktverschleiß (eine sogenannte geplante Obsoleszenz) verschrieben hat, hatte zuvor eine Klage eingereicht.

Bei der geplanten Obsoleszenz ist das Veralten oder Nichtmehrfunktionieren eines Produkts vom Hersteller gewollt, um neue Geräte abzusetzen. Mit solchen Geschäftspraktiken potenziell in Verbindung gebracht zu werden ist auch nicht im Sinne der europäischen Zulieferer.

Mehr: Ergebnisse von Apple überzeugen Anleger: iPhone-Absatz steigt überraschend stark

Erstpublikation: 16.05.2023, 06:51 Uhr.

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