Premium Jobsuche 2023 Diese IT-Fachkräfte suchen Dax-Konzerne aktuell

Unter anderem sucht der Triebwerkshersteller MTU Experten der Luft- und Raumfahrttechnik.
Düsseldorf Deutschlands wichtigste börsennotierte Unternehmen wollen 2023 zwar Tausende Stellen besetzen – sie werden aber kaum zusätzliche Beschäftigung aufbauen. Die Personalpläne liegen ungefähr auf dem Niveau von 2022. Das geht aus einer Umfrage des Handelsblatts unter den 40 Dax-Unternehmen hervor. Großen Bedarf haben die Firmen jedoch weiterhin im Bereich IT.
20 der 23 Unternehmen, die bei der Umfrage mitgemacht haben, suchen vor allem neue Softwareentwickler, Data Scientists und IT-Architektinnen, zum Beispiel BMW, Henkel und die Deutsche Post. Die Deutsche Telekom will rund 1000 Mitarbeitende im technischen Bereich für den Glasfaserausbau einstellen.
Nur drei Unternehmen gaben an, nicht speziell nach IT-Fachexpertise zu suchen, darunter das Immobilienunternehmen Vonovia und der Pharmazulieferer Sartorius. Welche konkreten Stellenprofile die einzelnen Unternehmen suchen, findet sich unten in der Tabelle.
IT-Fachkräfte: Diese Stellen schreiben die Dax-Konzerne 2023 aus
Das Bild entspricht dem Trend auf dem Arbeitsmarkt insgesamt. 2022 blieben rund 137.000 IT-Stellen offen, wie der Digitalverband Bitkom vor Kurzem mitteilte. „Wir haben das Problem, dass IT-Fachkräfte aus dem Ausland eher in die USA oder ins Vereinigte Königreich als nach Deutschland kommen“, sagt Lydia Erdmann, Referentin Arbeitsrecht bei Bitkom. „Die fehlenden Spezialisten können ein großes Hemmnis für den Fortschritt der Digitalisierung sein, um Deutschland als Wirtschaftsstandort voranzubringen.“
Insgesamt sind die meisten Unternehmen noch zurückhaltend mit Neueinstellungen für 2023. Der Chemiekonzern BASF beispielsweise hinterfragt nach eigenen Angaben jede beantragte Stelle und prüft zunächst, ob sie intern besetzt werden kann. BASF hatte im dritten Quartal 2022 ein Sparprogramm angekündigt.
Oliver Stettes, Arbeitsmarktexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, rechnet aber im Frühjahr mit einem Schwung an neuen Ausschreibungen. „Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wollen Unternehmen Beschäftigung halten und wenig Personal abbauen“, sagt der Ökonom.
Wegen des Kriegs in der Ukraine und der anhaltenden Lieferkettenproblematik seien Arbeitgeber im Laufe des vergangenen Jahres zwar zurückhaltender geworden. Zu Anfang des Jahres würden sie aber üblicherweise etwas optimistischer.
Dax: Das sind die Personalpläne der Konzerne für 2023
Der Triebwerkshersteller MTU hat bereits Pläne für die Aufstockung des Personals – und rechnet für 2023 mit 700 Einstellungen an den drei deutschen Standorten. Bei 8500 Mitarbeitenden in Deutschland wäre das ein Beschäftigungsaufbau um acht Prozent. MTU sucht vor allem Ingenieurinnen der Luft- und Raumfahrttechnik und IT-Spezialisten.
Autobauer BMW setzt auf vollelektrische Antriebe und sucht Verstärkung in der IT, Forschung und Entwicklung sowie in der Produktion. BMW werde „hauptsächlich Experten für die Batterieforschung und das automatisierte Fahren einstellen, aber auch Softwareentwickler, IT-Architekten für Datenbanken und Cloud-Systeme sowie App-Entwickler“, sagt eine Sprecherin.
Für das gesamte Jahr nennt der Konzern keine Zahlen, hat aktuell jedoch 1700 Stellen ausgeschrieben.
Softwareentwickler, Dev Ops, Cloud Architects und Experten für Data Analytics gefragt
Der Bedarf an Fachkräften sei bei der Deutschen Telekom weiterhin hoch, heißt es aus der Bonner Unternehmenszentrale: „Für 2023 werden die Vakanzen in Deutschland etwa bei 2500 liegen.“ IT-Expertinnen, Software Engineers, Dev Ops, Engineers, Cloud Architects und Data Scientists haben bei der Firma gute Chancen.
Ähnliche Pläne gibt es bei den Versicherungen im Dax, Munich Re, Hannover Re und Allianz. Die Allianz will die Bereiche IT, Data Analytics und Aktuariat, also die Risikobewertung von Versicherungsprodukten, personell verstärken. Siemens Energy sucht IT-Expertise nicht in einer speziellen Abteilung, sondern für den Kundenservice: Elektrotechniker mit Softwarekenntnissen ist ein gefragtes Stellenprofil bei dem Energietechnikhersteller aus München.
Lange Vakanzzeiten und drohende Standortverlagerungen
Wenn Unternehmen ihre Stellen nicht besetzen können, werden die Vakanzzeiten noch länger. Dabei seien die jetzt schon brutal lang, sagt Oliver Stettes vom IW Köln. Unternehmen, die fürchten, keine geeigneten Arbeitskräfte zu finden, würden Gesuche zurücknehmen oder könnten weniger ausschreiben, erklärt der Ökonom. Langfristig könnte das im schlimmsten Fall sogar zu Standortverlagerungen führen.
„Rein rechnerisch kann der Bedarf an IT-Fachpersonal mit dem inländischen Potenzial kurzfristig nicht gedeckt werden“, erklärt Bitkom-Referentin Erdmann. Ideen, wie das Problem gelöst werden kann, liegen vielfach vor. Zum einen könnten ausländische Fachkräfte die Lücken teilweise schließen. Doch der Prozess zur Visumvergabe dauert zu lange und ist unübersichtlich. „Die Hürden im Visa-Prozess müssen abgeschafft werden“, fordert Erdmann.
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Zum anderen könnten IT-Ausbildung verbessert und Grundkenntnisse früher in der Schule vermittelt werden. Der Bitkom schlägt beispielsweise einen verpflichtenden Informatikunterricht ab der Sekundarstufe I vor. Auch eine bessere Förderung von Frauen im IT-Bereich könnte zusätzliche Expertise schaffen. Bisher liegt der Frauenanteil im Studiengang Informatik laut Statistischem Bundesamt bei 19 Prozent.

Der Autobauer sucht Verstärkung in der IT, Forschung und Entwicklung sowie in der Produktion.
Größere Unternehmen hätten schon gute Weiterbildungsmöglichkeiten, sagt Erdmann. „Ein Wirtschaftsunternehmen ist nicht per se unattraktiv, nur weil die Visa-Voraussetzungen ungünstig sind.“ So hat etwa VW ein Qualifizierungsbudget von 200 Millionen Euro, um die eigene Belegschaft zum Beispiel in den Bereichen Elektromobilität und Digitalisierung weiterzubilden. Die Allianz bietet ein IT-Traineeprogramm an.
Cyber Security: Wenig Nachfrage nach qualifiziertem Personal
Von den befragten Dax-Konzernen sind die Autohersteller BMW, VW und Porsche die Einzigen, die sich explizit im Bereich Cyber Security vergrößern wollen. „Um adäquate Schutzmaßnahmen zu entwickeln, braucht es Expertinnen und Experten, die Methoden und Techniken der IT- und Automotive Security durchdringen und mit innovativen Lösungen Gegenmaßnahmen entwickeln“, so eine BMW-Sprecherin.
Mit Blick auf sich häufende Hackerangriffe, wie zuletzt beim Zulieferer Continental, wird das zum Problem. Das Personal in diesem Spezialbereich ist knapp. So warnt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vor einem „grundsätzlichen Engpass“ an Personal für die Incident Response, also den Umgang mit IT-Sicherheitsvorfällen.
In den Personalplänen der Dax-Unternehmen lässt sich aktuell keine große Nachfrage erkennen. Laut Bitkom ist das Bewusstsein um das wichtige Thema Cybersicherheit in größeren Unternehmen in Deutschland aber zumindest vorhanden. Continental sucht zwar auch im Bereich Software und IT, aber nicht speziell nach Experten für Cyber Security. Ein gefragtes Stellenprofil bei dem Zulieferer ist aktuell der Software-Projektmanager.
Unter den Unternehmen, die Personal aufbauen, ist die Deutsche Bank. Das Geldinstitut hat aber auch Probleme Nachwuchs zu finden – unabhängig vom IT-Bereich. „Der Ausbildungsmarkt ist an all unseren Standorten weiterhin geprägt von schwierigen Rekrutierungsbedingungen, einem zurückgehenden Interesse der Schülerinnen und Schüler an der Bankenbranche und dem Trend zur Akademisierung“, ordnet ein Sprecher ein.
Die Deutsche Bank plant, 2023 mehr als 200 Hochschulabsolventen einzustellen. Zudem bietet sie zehn Prozent mehr Plätze für Ausbildung und duales Studium als im vergangenen Jahr.
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Erstpublikation: 16.01.2023, 04:03 Uhr.
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