Premium Bilanz Bayer erwartet 2023 Gewinnrückgang – Aktienkurs sinkt deutlich

Der Konzern steht im Visier aktivistischer Investoren.
Düsseldorf Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer hat 2022 ein Rekordergebnis erzielt, wird dies aber im laufenden Jahr nicht halten können. Für 2023 prognostiziert Bayer einen Rückgang beim bereinigten Gewinn, wie das Unternehmen am Dienstagmorgen mitteilte. Grund sind die Auswirkungen der Inflation und eine absehbare Beruhigung bei den Preisen für den Unkrautvernichter Glyphosat.
Die Agrarsparte von Bayer und besonders Glyphosat waren im vergangenen Jahr einer der größten Treiber beim Gewinn und Umsatz der Leverkusener. Die Preise für den Unkrautvernichter stiegen wegen Versorgungsengpässen im Markt teils um das Dreifache. Bayer profitierte davon, dass chinesische Glyphosat-Produzenten nicht liefern konnten. Der Verkauf des Mittels ist immer noch eines der größten Geschäftsteile der Sparte Crop Science.
Konzernweit stieg der bereinigte Gewinn (Ebitda vor Sondereinflüssen) 2022 um 21 Prozent auf einen Rekordwert von 13,5 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um neun Prozent auf 50,7 Milliarden Euro zu. Bayer traf damit genau die Erwartungen der Analysten. Der Umsatz soll auch 2023 noch einmal um zwei bis drei Prozent wachsen.
Bayer-Aktie gibt nach schwachem Ausblick nach
Doch für den bereinigten Gewinn prognostiziert Bayer-Chef Werner Baumann einen Rückgang auf 12,5 bis 13 Milliarden Euro. Als Grund führt er inflationsbedingt höhere Kosten an. Zudem rechnet er sowohl bei den Unkrautvernichtern für die Landwirtschaft als auch bei einigen etablierten Pharmaprodukten mit rückläufigen Preisen.
Die Bayer-Aktie gab wegen des schwachen Ausblicks zum Handelsstart um 4,5 Prozent auf 56 Euro nach. Für Baumann ist es die letzte Jahresbilanz, die er als Bayer-Vorstandschef vorlegt. Er wird Anfang Juni vom Amerikaner Bill Anderson abgelöst, der vom Schweizer Pharmakonzern Roche kommt. Anderson wird sich bereits ab April im Bayer-Vorstand einarbeiten.

Am Dienstag legte er seine letzte Jahresbilanz als Vorstandschef von Bayer vor.
Bayer hatte seit Herbst 2022 nach einem Nachfolger gesucht und will nun zügig einen Wechsel vornehmen. Eigentlich lief Baumanns Vertrag noch bis April 2024. Der Konzern steht unter Druck von aktivistischen Investoren, die Veränderungen bei Bayer erzwingen wollen – bis hin zu einer Aufspaltung des Mischkonzerns aus Pharma- und Chemiegeschäften.
>> Lesen Sie dazu: Nach dem Chefwechsel bei Bayer: Diese Werte sehen Hedgefonds für den Fall einer Aufspaltung
Die Aktionäre hatten die Bayer-Führung und vor allem Baumann selbst wegen der Wertvernichtung an der Börse im Zuge der Monsanto-Übernahme scharf kritisiert. Vom Rekordjahr 2022 sollen die Anteilseigner aber nun profitieren: Bayer schlägt eine um 20 Prozent höhere Dividende von 2,40 Euro pro Aktie vor.
„2022 war trotz der widrigen Rahmenbedingungen für Bayer ein sehr erfolgreiches Jahr. Wir haben auch in schwierigen Zeiten geliefert“, sagte Baumann am Dienstag. Beim genauen Blick zeigen sich aber auch die Widrigkeiten und Probleme, mit denen Bayer zu kämpfen hat.
Zahl der Glyphosat-Klagen steigt
Das Agrargeschäft etablierte sich zwar mit einem Umsatzwachstum um 16 Prozent auf 25 Milliarden Euro eindeutig als größte Sparte von Bayer. Der bereinigte Gewinn stieg um 46 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Doch ist der Sondereffekt durch die extrem hohen Glyphosatpreise unverkennbar. Dieser überdeckte das rückläufige Geschäft im wichtigen Agrarmarkt Nordamerika sowie die sinkenden Lizenzeinnahmen.
Wegen Glyphosat sieht sich Bayer weiterhin zahlreichen Klagen von Privatanwendern in den USA ausgesetzt, die das Mittel für ihre Krebserkrankung verantwortlich machen. Laut dem Bayer-Geschäftsbericht lag die Zahl der gesamten Klagen am Stichtag 1. Februar bei 154.000, das waren gut 5000 mehr als im Herbst 2022. 109.000 davon seien bereits über das Vergleichsprogramm beigelegt oder erfüllten nicht die Anspruchs-Bedingungen.
Der Umsatz in der zentralen Pharmasparte legte nur um 1,1 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro zu. Zwar entwickelten sich die neu eingeführten Medikamente wie das Krebsmittel Nubeqa und die Nierenarznei Kerendia stark. Doch bei dem umsatzstärksten Mittel Xarelto verzeichnete Bayer starke Rückgänge ebenso wie beim Krebsmedikament Nexavar.
Der bereinigte Gewinn von Pharma legte nur leicht um 1,6 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis wurde gebremst von den Kosten für die Vermarktung neuer Produkte sowie gestiegene Beschaffungspreise.
Die kleinste Einheit Consumer Health mit den rezeptfreien Mittel rund um Aspirin entwickelte sich vergleichsweise stärker. Der Umsatz wuchs um acht Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Vor allem das Geschäft mit Allergie- und Erkältungsprodukten legte kräftig zu. Das Ebitda vor Sondereinflüssen von Consumer Health erhöhte sich um 14,9 Prozent auf 1,37 Milliarden Euro.
Unterm Strich erreichte Bayer 2022 einen Nettogewinn von 4,2 Milliarden Euro. Das ist zwar deutlich mehr als die eine Milliarde aus 2021, allerdings weniger als im Jahr 2016, in dem Baumann den Job als Bayer-CEO antrat.
Mehr: Pfizer lotet angeblich Milliarden-Deal aus – Pharmabranche steht vor neuer Übernahmewelle.
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Die US Monsanto hat Bayer Milliarden Lust gebracht..............