Premium Immobilien-Projekten Baubranche in der Krise – Einbruch beim Wohnungsbau

Viele Bauprojekte werden angesichts der trüben Konjunkturaussichten gestoppt.
Düsseldorf Es ist ein weiteres Alarmzeichen für die deutsche Bauindustrie und den Immobilienmarkt: Den deutschen Bauunternehmen brechen wegen steigender Materialkosten und höherer Zinsen die Aufträge weg. Das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe fiel im August um 6,0 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mitteilte.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es inflationsbereinigt sogar ein Minus von 15,6 Prozent – das ist bereits der fünfte Rückgang in Folge und zugleich der stärkste seit Beginn dieser Zeitreihe im Jahr 2015. Nicht preisbereinigt lag der Auftragseingang aufgrund gestiegener Baupreise mit einem Volumen von 7,9 Milliarden Euro noch um 0,8 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.
Baubranche in der Krise: "De-facto-Investitionsbremse" im Wohnungsbau
Peter Hübner, Präsident Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, findet klare Worte: „Das sind keine guten Vorzeichen für das laufende und das kommende Jahr. Im Wohnungsbau spüren wir heute schon eine De-facto-Investitionsbremse – der Auftragseingang ist im August um real 24 Prozent eingebrochen.“ Angesichts des hohen Bedarfs an Wohnraum sei dies erschreckend.
Aber auch die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes und Dienstleister neigten wegen der unsicheren Lage zur Zurückhaltung. „Wir befürchten, dass nun auch die öffentliche Hand – angesichts hoher Ausgaben für die Kompensation gestiegener Energiekosten – bei den Bauinvestitionen sparen wird und die inflationsbedingten Preiseffekte nicht ausgleichen kann“, meint Hübner. „Angesichts maroder Brücken, Straßen und Schulen appellieren wir an Bund, Länder und Gemeinden, sich ihrer Verantwortung hinsichtlich einer funktionierenden Infrastruktur bewusst zu sein.“
Wohnungsbau braucht Gaspreisbremse: Sorge um Krise in der Baubranche
Auch Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, warnt: „Es zeigt sich immer deutlicher, dass der politische Anspruch, im Jahr 400.000 Wohnungen zu errichten, nicht aufgehen wird.“ Der Wohnungsbau brauche jetzt dringend die avisierte Gaspreisbremse. „Der Druck der Materialpreisentwicklung auf die Baupreise muss reduziert werden. Daher ist die Baustoffindustrie schnellstmöglich auf die Entlastungen angewiesen.“
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In den ersten acht Monaten sanken laut Destatis die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe inflationsbereinigt um 5,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum, während sie nominal um 10,3 Prozent wuchsen. Ähnlich entwickelte sich der Umsatz: Von Januar bis August sank er real um 4,3 Prozent, während er nominal um 11,5 Prozent zulegte.
„Die Baukosten steigen immer weiter. Für einige Bauherren ist das alles nicht mehr darstellbar, sie stellen Projekte zurück oder ziehen ganz die Reißleine.“ Ifo-Forscher Felix Leiss
Zuletzt häuften sich die schlechten Nachrichten aus der Baubranche, die in den vergangenen Jahren auch aufgrund der extrem niedrigen Zinsen noch zu den Konjunkturstützen in Deutschland gehörte. So berichtete das Münchner Ifo-Institut von einer Stornierungswelle im Wohnungsbau.
Im September waren 16,7 Prozent der befragten Unternehmen davon betroffen, nach 11,6 Prozent im Vormonat, ergaben die Umfragen unter Unternehmen. „Aufgrund der explodierenden Material- und Energiepreise sowie der steigenden Finanzierungszinsen ist die Planungssicherheit dahin“, sagte Ifo-Forscher Felix Leiss dazu. „Die Baukosten steigen immer weiter. Für einige Bauherren ist das alles nicht mehr darstellbar, sie stellen Projekte zurück oder ziehen ganz die Reißleine.“
Rückgang der Baugenehmigungen: Schlechte Nachrichten aus der Baubranche
Vergangene Woche vermeldete das Statistische Bundesamt bereits einen Rückgang der Zahl der Baugenehmigungen. Sie sank demnach im August um 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 28.180 Wohnungen. Das war nicht nur der vierte Rückgang in Folge, sondern zugleich der kräftigste seit November 2021. Von Januar bis August genehmigten die Behörden damit den Bau von insgesamt 244.605 Wohnungen, was einem Rückgang von 3,0 Prozent oder 7624 entspricht.
Besonders stark sank in den ersten acht Monaten die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser. „Hier ist allerdings der Basiseffekt infolge des Auslaufens des Baukindergeldes im Vorjahr zu berücksichtigen“, heißt es seitens der Statistiker.
Mit Agenturmaterial.
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Erstpublikation am 25.10.22, um 14:12 Uhr.
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