Nachhaltigkeit Große Investoren drängen bei Unternehmen auf mehr Klimaschutz

Um russisches Gas als Energiequelle zu ersetzen, hat die Regierung die Laufzeit für Kohlekraftwerke verlängert.
Frankfurt Großen Investoren stößt es auf, dass viele Unternehmen im Dax eine schlechtere Kohlendioxid-Bilanz vorweisen. Entscheidend ist für sie allerdings eine überzeugende langfristige Strategie. So findet Henrik Pontzen, der im Fondsmanagement des genossenschaftlichen Anbieters Union Investment das Thema Nachhaltigkeit verantwortet, die jüngsten Erkenntnisse der Klimaforscher „unangenehm, aber nicht überraschend“. Corona habe nur eine Emissionspause geschaffen, aber keine Emissionsumkehr, sagt er.
Auch wenn Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Sparkassenfondstochter Deka, die Emissionszahlen der Jahre 2020 und 2021 aufgrund der Pandemie für etwas weniger aussagekräftig hält, erkennt er eine „deutliche Bewegung hin zu Kohle und Öl“. Dieser Trend werde durch den Ukrainekrieg nochmals verstärkt, meint er.
Das sieht Speich mit großer Sorge, da der Klimawandel dadurch beschleunigt werde. „Damit steigen die Risiken bei den Unternehmen eher, als dass sie abnehmen.“ Ein großer internationaler Investor sagt, dass er die kurzfristigen Herausforderungen der Energiekrise infolge der geopolitischen Lage zwar durchaus sehe.
Langfristige Klimaverpflichtungen der Unternehmen im Blick
Doch im Kern kommt es den Investoren auf den langfristig richtigen Weg der Unternehmen zu einer klimaneutralen Welt an: Es seien die langfristigen Klimapfade, die ein glaubwürdiges Handeln erforderten, sagt Pontzen. „Zeichnet sich ab, dass die harte Arbeit der Unternehmen ausbleibt und die Zwischenziele verfehlt werden, haben nachhaltige Investoren das genau im Blick und ziehen ihre Schlüsse daraus“, mahnt er.
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„Die langfristigen Klimaverpflichtungen der Unternehmen rücken in immer weitere Ferne“, mahnt auch Speich. „Dem müssen wir entgegenwirken.“ Die Deka habe die Aktivität ihrer Einflussnahme darauf bereits stärker fokussiert.
Große Investoren versuchen, über verschiedene Wege Unternehmen zur Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen zu bewegen. Wichtigste Maßnahme für den direkten Einfluss auf das Management seien regelmäßige Gespräche.
Zudem machen sie Druck auf Hauptversammlungen: So rügten große Investoren Mercedes auf dem Aktionärstreffen Ende April für die schlechten Kohlendioxidwerte seiner Fahrzeuge.
Als letztes Mittel schließen große Investoren Unternehmen von ihren Kapitalanlagen aus. Je nach ihren Anforderungen an die Kriterien Ökologie (Environmental), Soziales (Social) und gute Unternehmensführung (Governance), kurz ESG genannt, kommen besonders „schmutzige“ Firmen nicht in aktiv, also von Fondsmanagerhand gesteuerte Nachhaltigkeitsfonds hinein.
So wird beispielsweise der Versorger RWE wegen seiner Kernkraftwerke bei Union Investment aus dem Dax ausgeschlossen. Airbus ist bei einigen Großinvestoren wegen seiner Produktion von Waffen ausgeschlossen.
Die börsengehandelten ETFs, die klassische Börsenindizes nachbildenden, können dagegen keine Unternehmen ausschließen, da sie die Börsenbarometer abbilden müssen. Es gibt aber bereits Indizes, die ESG-Kriterien berücksichtigen.
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