Preiserhöhungen Streits mit Pepsi und Mars hinterlassen Spuren bei Edeka

Deutschlands größter Lebensmitteleinzelhändler zeigt sich hart in Preisverhandlungen mit Herstellern.
Hamburg Der Streit um Preiserhöhungen mit den Markenherstellern hat Spuren in der Bilanz des Einzelhändlers Edeka hinterlassen. „Wir haben an operativem Gewinn verloren, weil wir nicht bereit waren, die Preiserhöhungen der Hersteller in dieser Höhe an die Kunden weiterzugeben“, sagte Edeka-Chef Markus Mosa.
So ist der operative Gewinn (Ebit) Edekas und der Regionalgesellschaften der Genossenschaft im abgelaufenen Geschäftsjahr um 20 Prozent auf 979,2 Millionen Euro geschrumpft, wie der Händler bei der Vorstellung der Jahreszahlen bekannt gab. Nicht darin enthalten ist der Gewinn der selbstständigen Kaufleute der Genossenschaft. Dieser sei aber auch um gut zehn Prozent gesunken, so Mosa.
Und der Streit mit den Markenherstellern wird auch so schnell nicht abebben. „Die Gier der internationalen Markenartikler lässt nicht nach“, schimpfte der Edeka-Chef. Und es sind nicht nur die Mars-Riegel, die fehlen: Nach seinen Angaben haben gleich 17 Konzerne die Lieferung an Edeka komplett oder teilweise eingestellt.
Nach Mars und Pepsi: Bei Edeka werden bald auch Pampers knapp
Für großes Aufsehen hatte zuletzt der Streit zwischen Mars und Edeka gesorgt, der in einem Lieferstopp gipfelte. Aber auch Procter & Gamble und Pepsi haben die Belieferung an den Marktführer im deutschen Lebensmittelhandel komplett eingestellt, weil sie sich nicht auf die Einkaufskonditionen einigen können. Andere, wie Henkel oder Unilever, haben die Lieferung zumindest für einen Teil des Sortiments eingestellt.
Und dieser Zustand wird wohl noch einige Zeit anhalten. „Es wird eher Monate als Wochen dauern, bis der Kunde wieder Mars-Riegel in unseren Regalen findet“, prognostiziert Mosa. Bei anderen Produkten, wie beispielsweise Pampers-Windeln von Procter & Gamble, dürfte es ab Juni Engpässe in den Edeka-Läden geben, weil bis dahin die Restbestände in den Lagern des Händlers aufgebraucht sein dürften.
Edeka ersetzt immer mehr Markenartikel durch Eigenmarken
Die Hersteller begründen ihre höheren Preisforderungen mit gestiegenen Kosten. Die Händler jedoch halten einen großen Teil der höheren Forderungen für nicht nachvollziehbar. „Durch unsere Eigenmarken haben wir die Transparenz und wissen, was gerechtfertigt ist und was nicht“, sagt der Edeka-Chef.

Der Lebensmittelhändler steigert den Umsatz.
So hätten sich beispielsweise die Inhaltsstoffe der Waschmittel in den vergangenen zwölf Monaten um 30 Prozent verbilligt, so Mosa. Bei seinen Eigenmarken werde der Händler Preissenkungen bei den Rohstoffen Stück für Stück an die Kunden weitergeben. Das verstärke den Druck auch auf die Markenhersteller. „Wir werden im Laufe des Jahres sehen, dass für viele Produkte die Preise sinken oder zumindest stabil bleiben werden.“
Rückendeckung bekommen die Händler durch eine Preisstudie von Allianz Trade. Danach trügen übermäßige Gewinnmitnahmen der Hersteller zur hohen Preisinflation bei Lebensmitteln bei. „Wir beobachten, dass insbesondere Lebensmittelhersteller hungrig nach Profiten sind. Sie haben die Preise wesentlich stärker erhöht als die Einzelhändler“, erklärte Aurélien Duthoit, Branchenexperte bei Allianz Trade.
Die Eigenmarken ersetzen bei vielen Händlern mehr und mehr die Markenartikel. So ist in diesem Jahr der Umsatz mit Eigenmarken bei Edeka um 19,6 Prozent gewachsen, der Umsatz mit Markenware dagegen um 2,1 Prozent zurückgegangen.
Steigende Preise und Inflation: Umsatz bei Netto stieg am stärksten
Auf diese Weise konnte zumindest ein Teil der Lieferausfälle kompensiert werden. Im vergangenen Geschäftsjahr hat der Edeka-Verbund den Umsatz um rund 5,6 Prozent auf 66,2 Milliarden Euro gesteigert. Das liegt deutlich unter der Preissteigerung für Lebensmittel, die sich im vergangenen Jahr im Schnitt um 13,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr verteuerten.
Die etwa 3500 selbstständigen Kaufleute der genossenschaftlichen Organisation erzielten in ihren Läden rund 36,5 Milliarden Euro, das sind 5,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Angesichts deutlich steigender Preise und einer hohen Inflation habe vor allem der Discounter Netto zugelegt. Dort stiegen die Umsätze den Angaben zufolge um 7,6 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro.
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Zu den Gewinnen der selbstständigen Kaufleute machte Edeka keine Angaben. In der Zentrale blieben 395,7 Millionen Euro hängen – 44,8 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Grund für den über der Prognose liegenden Gewinn seien der gestiegene Rohertrag beim Discounter Netto sowie höhere Erträge aus der Beteiligung an assoziierten Unternehmen.
Die Zahl der Lebensmittelmärkte blieb den Angaben zufolge mit knapp 11.100 annähernd konstant. Edeka bezeichnet sich als der größte privatwirtschaftliche Arbeitgeber Deutschlands. Insgesamt waren dort im vergangenen Jahr fast 409.000 Menschen beschäftigt – 4000 mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der Auszubildenden lag Ende 2022 bei Edeka und Netto mit knapp 19.300 leicht unter dem Vorjahresniveau, da nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden konnten.
Mit Agenturmaterial von dpa.
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Erstpublikation: 25.04.2023, 16:46 Uhr.
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Warum bei schlechterer Qualität zu teureren Marken greifen? Beispiel Schokolade oder Kaffee: die wenigsten Markenhersteller bieten Zertifizierungen nach Bioqualität oder Fair Trade an – die Eigenmarken der Supermärkte und Discounter hingegen schon. Zumeist handelt es sich dabei um Hersteller aus Deutschland und der EU. Bei Pflegeprodukten, Waschmitteln usw. schneiden Eigenmarken in jeglichen Tests ebenfalls besser ab und kosten weit weniger. Einfach mal etwas bewusster einkaufen und einen kurzen Blick auf den Hersteller werfen. Schlechteres bekommen und mehr zahlen um die teuren Werbekampagnen zu finanzieren?!
Man sollte Firmen, wie Mars, Kraft Heinz, Mondelez, Unilever, Nestlé, Procter&Gamble, Coca-Cola, Pepsi&Co meiden und boykottieren, wo immer es geht.