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Klimaschutz Wie Gebäude CO2 speichern

Baumaterialien zum Beispiel aus Stroh und Hanf können CO2 langfristig binden und so einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Bisher sind sie allerdings kaum in Baumärkten zu finden.
21.03.2023 - 12:35 Uhr Kommentieren
Wird Stroh als Baumaterial eingesetzt, ist es kein Abfall mehr und bindet – ebenso wie Holz – langfristig CO2. Quelle: dpa
Baustelle

Wird Stroh als Baumaterial eingesetzt, ist es kein Abfall mehr und bindet – ebenso wie Holz – langfristig CO2.

(Foto: dpa)

Gebäude gelten gemeinhin als CO2-Schleudern. Immerhin entstehen 30 Prozent des Ausstoßes von Kohlendioxid (CO2) in Deutschland durch die Nutzung von Energie in Häusern. Weitere sieben Prozent der Emissionen steuern nach Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) die Herstellung von Materialien sowie Bau und Abriss von Gebäuden bei.

Dass dieser CO2-Ausstoß reduziert werden muss, ist bekannt und im Klimaschutzgesetz der Bundesregierung festgelegt. Doch Gebäude haben mehr Potenzial beim Klimaschutz: Sie können zur CO2-Senke werden, wenn Materialien verbaut sind, die CO2 langfristig speichern.

„Um das Klima stabil zu halten und der Atmosphäre CO2 zu entziehen, müssen wir in die Negativemissionen kommen“, erklärte Anna Braune, Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). „Das gelingt nur durch natürliche oder technische CO2-Senken.“

Wie die geschaffen werden können, zeigten Experten in einer Diskussionsrunde auf dem Jahreskongress der DGNB auf.

Negativemissionen entstehen dann, wenn zum Beispiel Baumaterialien mehr CO2 binden als während ihrer Produktion ausgestoßen wird. Holz ist hier ein oft genanntes Beispiel: Das während der Wachstumsphase eines Baumes aus der Atmosphäre entzogene CO2 wird nicht freigesetzt, wenn das Holz viele weitere Jahre in einem Gebäude verbaut ist.

Es gibt einige Alternativen zu Holz

Allerdings ist Holz kein Allheilmittel. Es sei weder sinnvoll noch nachhaltig, alle Geschäftsmodelle auf Holz auszurichten, so die Meinung der Experten. Sie verwiesen auf Alternativen. Hier stehe die Branche allerdings bei der Entwicklung und vor allem der Produktion noch am Anfang. Deshalb sei ein Umdenken ebenso wichtig wie das Einbeziehen nicht nur von Experten, sondern der breiten Masse, betonte Philipp Bouteiller, geschäftsführender Gesellschafter von Artprojekt Entwicklungen.

Baumaterialien, die CO2 speichern, werden zum Beispiel aus Stroh, Hanf, Resten der Reispflanze oder auch Bambus gewonnen. Nicht nur im Neubau, sondern gerade auch bei der Sanierung von Bestandsgebäuden könnten diese Stoffe in großer Menge verwendet werden, unter anderem in der Dämmung und im Trockenbau. So hat das Unternehmen Stramen.tec im vergangenen Herbst angekündigt, ab dem ersten Quartal 2023 auch hierzulande Paneele aus Stroh herzustellen, die sich für den Bau von nichttragenden Wänden eignen.

Das Verfahren ist nicht neu, doch lange stieß es in Deutschland nur auf geringes Interesse. Vor allem der Fokus auf die Reduzierung von CO2-Emissionen und die ESG-Thematik änderten das, sagte Geschäftsführer Eckhardt Dauck. Denn jeder Quadratmeter Strohwand speichere 43 Kilogramm CO2, während eine herkömmliche Trockenbauwand in gleicher Größe 24 Kilogramm CO2 emittiere. Zudem seien die selbsttragenden Wände fünf- bis zehnmal so fest wie Gipskarton.

Aus Abfall wird ein nachhaltiges Produkt

Ähnlich verhält es sich zum Beispiel mit Hanf und Flachs. Die daraus hergestellten Baumaterialien seien „unglaublich belastbar“, betonte Bouteiller. Wichtig sei es, diese für die große Masse in Baumärkten verfügbar zu machen. Dafür müssten sie so hergestellt werden, dass sie im normierten Hausbau verwendet werden können. „Das ist der nächste große Schritt.”

Stroh, Hanf oder auch Reispflanzen haben einen weiteren Vorteil: Der Grundstoff ist in der Regel Abfall. Beispiel Reis: Allein in Italien kämen auf zehn Tonnen Risottoreis elf Tonnen Spelzen, Halme oder andere Reste der Pflanze, betonte Martin Prösler, Moderator der Diskussionsrunde. In der Regel würden die gleich auf den Feldern verbrannt und somit das gebundene CO2 direkt wieder freigesetzt. Hier ergebe sich für Planende und Hersteller eine Chance, diese Abfallprodukte für die Herstellung von Baumaterialien zu nutzen.

Fortbildung für Handwerker wichtig

Mittlerweile würden auch aus Pilzen oder Seegras Baustoffe produziert, die CO2 speichern, sagte DGNB-Expertin Braune. Die Entwicklung habe vor Jahren in der Forschung begonnen, mittlerweile gebe es Unternehmen, die sich verstärkt mit dem Einsatz biobasierter Baustoffe beschäftigten. Es würden Produkte entwickelt, „die eins zu eins in die Anwendung gehen können. Das sind keine verrückten Menschen, die sich damit beschäftigen.“

Ähnlich äußerte sich Harald Garrecht, Direktor am Institut für Werkstoffe im Bauwesen der Universität Stuttgart. Er sieht viel Potenzial und mittlerweile auch viel Bewegung, „solche Stoffe in den Baukreislauf einzuführen“.

Das ist die eine Seite. Die andere sei es, Handwerker so fortzubilden, dass sie die Baustoffe richtig einsetzen, ergänzte Bouteiller. Hier klaffe derzeit eine große Lücke, „die wir dringend schließen müssen“. Nur, wenn alle Beteiligten von der Herstellung über die Planung der Gebäude bis zum Einbau auf der Baustelle zusammenarbeiteten, würden die Produkte auch zum Einsatz kommen. Dann, so Braune, könne der Baubereich einen wichtigen Beitrag leisten, CO2 zu speichern und somit einen positiven Einfluss auf das Klima zu haben.

Mehr: Immobilien-Eigentümer müssen bald eine weitreichende Entscheidung treffen – ein Kommentar

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