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Premium Autovermietung Sixt stellt auf Elektroautos um: „Günstiger als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor“

Deutschlands größter Autovermieter hat lange mit der Antriebswende gehadert. Nun soll sich das Stromauto für Kunden rechnen – trotz einiger Probleme.
19.09.2022 - 19:00 Uhr 1 Kommentar
Jedes Jahr nimmt Sixt mehrere Zehntausend Autos bei der Industrie ab. Quelle: imago images/Ralph Peters
Sixt im Hauptbahnhof München

Jedes Jahr nimmt Sixt mehrere Zehntausend Autos bei der Industrie ab.

(Foto: imago images/Ralph Peters)

München Deutschlands größter Autovermieter verabschiedet sich von Benzin und Diesel. Vorstandschef Alexander Sixt sagte dem Handelsblatt: „Bis Ende des Jahrzehnts wollen wir 70 bis 90 Prozent unserer Flotte in Europa auf elektrifizierte Fahrzeuge umgestellt haben.“

Der Autovermieter wolle seine Kunden „flächendeckend für Elektroautos begeistern“ und die Stromer künftig prominent bewerben. Zudem steckt das Unternehmen 50 Millionen Euro in den Ausbau eines eigenen Ladenetzes.

Sixt will insbesondere seine Vermietstationen in den Flughäfen und den Innenstädten mit Schnellladern ausrüsten. „Heute kommen die Autos vollgetankt zurück, in Zukunft gehen wir aktuell davon aus, dass wir das Laden für den Kunden übernehmen.“

Die geringere Reichweite und das umständliche Laden von Elektroautos haben Sixt bislang daran gehindert, mehr Stromer in die Flotten zu nehmen. Sixt unterhielt in Europa im ersten Halbjahr eine Flotte von 137.000 Autos, nur zehn Prozent davon fuhren elektrisch oder hybrid. Das ist nicht durchzuhalten: Metropolen wie Paris wollen ab 2030 nur noch Elektroautos zulassen, und auch in deutschen Städten wächst der Druck, Taxen, Busse und den Gewerbeverkehr auf Stromantrieb umzustellen.

Vorstandschef Sixt glaubt, dass sich der Umstieg für die Kunden rechnet: „Gerade im Verbrauch fährt man auf Basis aktueller Energiepreise deutlich günstiger als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor – teils 30 bis 40 Prozent oder sogar günstiger.“

Vater Erich Sixt mochte keine Elektroautos

Sixt ist einer der größten Abnehmer von Neuwagen in Deutschland und hat sich lange schwergetan, mit alten Gewohnheiten zu brechen. Der damalige Vorstandschef Erich Sixt sagte noch 2018: „Ich persönlich glaube nicht an E-Autos. Elektroautos sind aus vielfältigen Gründen ein katastrophaler Fehler“, klagte er mit Blick auf die mangelnde Reichweite und das umständliche Laden.

Beim Umstieg auf Elektroautos spielt die App eine zentrale Rolle. Quelle: dpa
Alexander Sixt, 2019 bei der Vorstellung der Mobilitätsplattform

Beim Umstieg auf Elektroautos spielt die App eine zentrale Rolle.

(Foto: dpa)

Doch der heute 78-Jährige erkannte, dass er solche Entscheidungen mit Blick auf die Zukunft nicht mehr treffen sollte. Im Juni 2021 ging Erich Sixt in den Aufsichtsrat, seine Söhne Konstantin und Alexander teilen sich seitdem den Vorstandsvorsitz. Insgesamt kontrolliert die Familie knapp 60 Prozent der Anteile.

Seitdem bauen die Söhne die Firma um. Bereits 2019 stellten diese unter dem Namen „one App“ eine neue Plattform vor, in der Sixt neben der klassischen Automiete auch Carsharing, Taxidienste oder das Ausleihen von Scootern oder Fahrrädern anbietet. Beim Umstieg auf Elektroautos spielt die App eine zentrale Rolle, weil sie im kommenden Jahr den Zugang zu 300.000 Ladesäulen herstellt, mit denen Sixt Partnerschaften hat.

Sixt verkaufte 2019 seine Anteile an der „Drive Now“-Carsharing-Flotte an BMW. Der Autokonzern wollte 2019 statt mit Sixt mit Daimler einen großen Mobilitätsanbieter aufbauen, gab das Vorhaben aber schnell wieder auf.

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Ein Grund war die komplizierte Steuerung von Vermietflotten mit Stromantrieb. „Carsharing mit Elektroautos ist ein Albtraum“, sagte ein BMW-Manager zum Ausstieg. Für den Münchener Autokonzern ist seitdem klar: Lieber Elektroautos bauen, statt Elektroautos zu betreiben.

Volkswagen wird mit Europcar-Übernahme zum Rivalen

Dennoch: Mit der Digitalisierung und dem Wechsel vom Verbrenner zum Elektroantrieb verwischen die Grenzen zwischen Autovermieter und Hersteller. Volkswagen verhandelte Anfang 2021 mit Sixt über eine Partnerschaft mit Kapitalbeteiligung – ohne Ergebnis.

Stattdessen übernahmen die Wolfsburger im März 2022 den großen Sixt-Konkurrenten Europcar. VW setzt voll auf Elektromobilität und will langfristig selbst fahrende Taxen und Shuttledienste betreiben. Die Wolfsburger fürchten das Vordringen von Mobilitätsanbietern wie Uber in Europa.

VW ist für Sixt ein wichtiger Lieferant und damit zugleich Konkurrent. Jedes Jahr nimmt Sixt mehrere Zehntausend Autos bei der Industrie ab und gibt sie in der Regel nach einem halben Jahr zu festen Konditionen an die Industrie zurück. Bislang kaufte Sixt vor allem bei BMW, Mercedes, Audi und Volkswagen.

>> Lesen Sie hier: Volkswagen schließt Europcar-Übernahme ab – Carsharing soll endlich profitabel werden

Für die Autohersteller sind diese Kontingente wichtig: zum einen, weil sie einen relativ stabilen Absatzkanal stellen. Zum anderen, weil das Mieten eines Autos eine Art Probefahrt sein kann. „Wir wollen wachsen, deshalb sprechen wir zuerst beim Flottenausbau mit unseren strategischen Partnern in der Autoindustrie, aber auch mit neuen Anbietern wie zum Beispiel Tesla“, sagt Alexander Sixt. „Im Moment sind jedoch nicht ausreichend Elektroautos aufgrund der Chipkrise verfügbar, sodass der Aufbau unserer Elektroflotte voraussichtlich erst ab dem Jahr 2024 so richtig Fahrt aufnehmen kann.“

Sixt will Mitarbeitern Sonderbonus zahlen

Zudem stört den Autovermieter, dass die Bundesregierung die Förderung von gewerblich genutzten Elektroautos im kommenden Jahr zurückfahren will. Im Moment werden sowohl private als auch gewerbliche Käufe von Elektroautos finanziell vom Bund unterstützt.

Dabei kann sich Sixt Elektromobilität im Moment auch ohne staatliche Hilfe leisten. Nach zwei schweren Coronajahren zeichnet sich ein Rekordergebnis ab. Erst vergangene Woche hob das Unternehmen die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr an. Statt 2,28 Milliarden Euro geht Sixt nun von einem Umsatz von 2,8 bis 3,1 Milliarden Euro aus.

Das Ergebnis vor Steuern soll nun bei 500 bis 550 Millionen Euro liegen, statt wie bislang prognostiziert bei 380 bis 480 Millionen Euro. Sixt profitiert vom Nach-Corona-Boom und der Rückkehr der Geschäftsreisen, aber auch von einer Knappheit an Mietwagen und daraus resultierenden höheren Preisen.

Das soll sich auch für die Beschäftigten rechnen. Sixt will seinen weltweit 7600 Beschäftigten Ende des Jahres einen Sonderbonus als Inflationsausgleich in Höhe von 1700 Euro zahlen.

Mehr: Neue Fahrzeugklasse für Elektroautos soll Wandel bei BMW beschleunigen

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1 Kommentar zu "Autovermietung: Sixt stellt auf Elektroautos um: „Günstiger als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Komisch, ich habe mehrere Bekannte, die ihre E-Autos jetzt wieder verkaufen - desillusioniert.
    Ich bleibe bei meiner Prognose, dass sich E-Autos nicht durchsetzen werden. Denn nicht nur sind sie
    eine Umweltsauerei in der Herstellung und Entsorgung, auch der Strom kommt ja wieder aus dem
    Kohlekraftwerk, und er wird knapp. Da können wir auch gleich beim Diesel mit Partikelfilter bleiben.

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