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Premium Homeoffice SAP-Mitarbeiter sollen wieder mehr Präsenz im Büro zeigen

Der Dax-Konzern startet eine Initiative, um die Belegschaft wieder mehr ins Büro zu holen. Auch andere Unternehmen würden ihre Mitarbeiter gerne öfter im Büro sehen.
25.05.2023 - 09:20 Uhr Kommentieren
Viele Unternehmen wollen ihre Mitarbeiter wieder öfter ins Büro holen. Quelle: dpa
Bürogebäude

Viele Unternehmen wollen ihre Mitarbeiter wieder öfter ins Büro holen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Bei SAP gilt schon lange ein Flexibilitätsversprechen: Die gut 110.000 Mitarbeiter dürfen grundsätzlich von überall aus arbeiten, ob von zu Hause, unterwegs oder im Büro. In der Coronapandemie war sogar auf Geheiß des Konzerns bis zu 90 Prozent der Belegschaft im Homeoffice. Damit soll jetzt aber Schluss sein: Das Management appelliert, wieder mehr Präsenz zu zeigen.

In einer internen E-Mail, die dem Handelsblatt vorliegt, hat der Vorstand die Initiative „I’m in“ angekündigt, auf Deutsch: „Ich bin dabei“. Das flexible Arbeitsmodell, das der Konzern anbietet, bleibe bestehen, Ziel sei aber, „stärkere Beziehungen im Unternehmen zu fördern“ und „Möglichkeiten für persönlichen Kontakt zu schaffen“.

„Wir wollen daran erinnern, dass es auf die richtige Mischung aus mobilem Arbeiten und Präsenz ankommt“, sagte Christian Schmeichel, der den Bereich „Future of Work“ leitet, dem Handelsblatt. Daher gebe es eine „Motivationskampagne“. Eine konkrete Vorgabe mache das Unternehmen aber nicht: Jeder Einzelne soll sich mit seiner Führungskraft absprechen.

Mit dieser Initiative ist der Softwarehersteller nicht allein. Seit dem Wegfall der Corona-Schutzmaßnahmen bemühen sich viele Unternehmen darum, die Belegschaften mehr in die Büros zu holen. Sie entwickeln Regeln für die hybride Arbeit und investieren in ihre Immobilien.

Gerade Wissensarbeiter nutzen das Homeoffice, zumindest an einigen Tagen pro Woche. Einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge sind es bei IT-Dienstleistern 71 Prozent, bei Unternehmensberatungen 70 Prozent, bei Werbe- und Marktforschungsunternehmen 57 Prozent. Für die gesamte Wirtschaft liegt der Wert bei 25 Prozent.

SAP: Eine App für die Kantinenverabredung

Einige Beispiele zeigen: Die typische Fünftagewoche im Büro ist Geschichte, die reine Telearbeit bleibt aber Illusion.

Der Dax-Konzern entwickelt etwa eine App, die wieder für mehr Präsenz der Mitarbeitenden sorgen soll. Quelle: Bloomberg/Getty Images
SAP-Büros in Walldorf

Der Dax-Konzern entwickelt etwa eine App, die wieder für mehr Präsenz der Mitarbeitenden sorgen soll.

(Foto: Bloomberg/Getty Images)

Bei SAP füllen sich die Büros, Parkhäuser und Kantinen an vielen Standorten wieder, zumindest tageweise. So viel wie vor der Pandemie ist aber längst nicht los, und längst nicht alle Mitarbeiter lassen sich regelmäßig sehen. Viele seien nur einmal pro Woche präsent, ist im Unternehmen zu hören – und einige hätten es sich im Homeoffice bequem gemacht.

Eine reine Präsenzarbeit sei nur in wenigen Fällen notwendig, etwa beim Betrieb der Rechenzentren oder bei bestimmten Aufgaben im Bereich IT-Sicherheit, betonte Personalspezialist Schmeichel. Aber: „Präsenz ist wichtig für den Austausch im Team, die Vermittlung der Kultur, das Onboarding neuer Kollegen – dafür muss man sich regelmäßig zusammensetzen.“

Gerade bei bestimmten Formaten sei es hilfreich, sich persönlich zu treffen, so Schmeichel. Bei SAP sind das beispielsweise Design-Thinking-Workshops in der Produktentwicklung oder monatliche Strategiebesprechungen im Vertrieb. Das hybride Modell bleibe aber bestehen, betonte der Manager.

>> Lesen Sie auch: Weniger CO2, weniger Kosten – Wie eine Siemens-Beraterin per App den besten Treffpunkt für Dienstreisen findet

Um die Planung des Bürobesuchs zu erleichtern, hat der Softwarehersteller die App „Flex Connect“ entwickelt. Damit können SAPler beispielsweise einen Arbeitsplatz buchen, mit ihrem Team kommunizieren und ihren Standort anzeigen. Das erleichtert spontane Verabredungen in einer „Coffee Corner“ oder der Kantine.

Viele haben sich durchaus auch auf eigene Kosten im Homeoffice gut eingerichtet. Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE

„Offenbar hat man verstanden, dass eine persönliche Begegnung der Zusammenarbeit dient“, sagte Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE, dem Handelsblatt. Allerdings habe sich die Situation in den letzten Jahren geändert, so gebe es weniger feste Arbeitsplätze. „Viele haben sich daher durchaus auch auf eigene Kosten im Homeoffice gut eingerichtet.“

SAP müsse mehr tun, um die Mitarbeiter ins Büro zurückzuholen, erklärte der IG-Metall-Vertreter: „Kostenloses Mittagessen und ein paar Süßigkeiten vom Chef zum Teammeeting werden hier keine Trendumkehr schaffen.“ Zudem dürfe der Vorstand die Verantwortung für den Umgang mit dem Homeoffice nicht auf die untere Managementebene abwälzen – also diejenigen, die mit den Mitarbeitern die Vereinbarungen schließen.

Volkswagen: Teamräume und Ruheinseln

Volkswagen will nach eigenen Angaben bis 2025 rund 125 Millionen Euro in die Modernisierung der deutschen Standorte stecken. Allein in Wolfsburg hat der Autobauer über diesen „Modernisierungsfonds“ rund 100 neue Teamräume fertiggestellt.

>> Lesen Sie auch: Bis zu 40 Prozent weniger Fläche – Konzerne sparen wegen Homeoffice bei den Büros

In Kassel und Braunschweig habe man Outdoor-Sitzecken für die Mitarbeiter eingerichtet, heißt es beim Konzern. Und an der Montagelinie in Salzgitter finden sich mittlerweile „Ruheinseln“ für die Belegschaft.

Das Ziel dieser Umbauten benennt der Autohersteller klar: „Insbesondere für die Innovationskraft und die Kultur von Volkswagen ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden sich regelmäßig persönlich treffen und miteinander sprechen.“

Gerade bei Arbeiten, die kreativ im Team erfolgten, führe der „direkte Austausch“ vor Ort häufig zu besseren Ergebnissen. Auch neue Mitarbeiter ließen sich deutlich reibungsloser einarbeiten.

Gerade als Familienunternehmen schätzen wir auch noch das persönliche Gespräch und die regelmäßige Begegnung als kostbares Gut im Rahmen des Austauschs und der allgemeinen Beziehungspflege. Christina Böhme Personalleiterin, Deichmann

Um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter auch wirklich kommen, zumindest tageweise, gilt bei VW die Regel: Wöchentlich ein Tag vor Ort ist Pflicht. Wie viele mobile Arbeitstage man als VW-Angestellter einlegt, wird mit der jeweiligen Führungskraft abgestimmt.

Die Bemühungen zeigen Wirkung, heißt es von VW: Dass die Belegschaft wieder deutlich öfter ins Büro kommt als noch vor einem Jahr, erkenne man unter anderem an den gestiegenen Besucherzahlen in den Betriebsrestaurants.

Inga Dransfeld-Haase, Präsidentin des Bundesverbands der Personalmanager (BPM), beobachtet: „Das Büro wird noch mehr als früher für den informellen, zufälligen Austausch gerade mit vielen Personen geschätzt.“

JP Morgan: Präsenzpflicht für Führungskräfte

Menschen, so Dransfeld-Haase, wollten eben Menschen treffen. Eine komplette Abkehr vom mobilen Arbeiten hält die Expertin dennoch für undenkbar. „Hybrides Arbeiten ist zumindest aus der Arbeitswelt der Wissensarbeiter nicht mehr wegzudenken.“

Die Großbank hat riesige Büroflächen, in die viel Geld fließen. Quelle: Bloomberg
Wolkenkratzer von JP Morgan in New York

Die Großbank hat riesige Büroflächen, in die viel Geld fließen.

(Foto: Bloomberg)

Doch nicht überall ist die Mischung aus mobiler Arbeit und Präsenz noch möglich. Bei JP Morgan, der größten Bank der USA, müssen seit April alle Führungskräfte wieder ins Büro – und zwar an fünf Tagen pro Woche. Das gilt auch für den deutschen Standort in Frankfurt.

Damit dreht man dort den Remote-Work-Trend radikal zurück, der sich seit der Coronapandemie auch in der Bankenbranche ausgebreitet hatte. Auf die Frage, warum man sich so entschieden habe, beruft sich JP Morgan darauf, die Unternehmenskultur stärken und die Sichtbarkeit bei den Kunden erhöhen zu wollen.

In einem Memo des Betriebsausschusses an die Belegschaft heißt es: „Unsere Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Vertiefung unserer Unternehmenskultur und der Steuerung unseres Geschäfts. Sie müssen vor Ort sichtbar sein, sie müssen sich mit Kunden treffen, sie müssen lehrend und beratend tätig sein und sie sollten immer für sofortiges Feedback und spontane Besprechungen erreichbar sein.“

Deichmann: Das Einzelbüro hat ausgedient

Auch Familienunternehmen wie Deichmann diskutieren, wie die neue Arbeitswelt aussieht. Ähnlich wie VW rüstet der Schuhhersteller gerade auf: Unter anderem soll ein fünfgeschossiger Atriumbau errichtet werden, das Herzstück des neuen Campus. Die Investition in offene Büroflächen, in denen Deichmann-Mitarbeiter nach dem „Desksharing“-Prinzip arbeiten können, soll Mitarbeiter das Büro wieder schmackhafter machen.

Personalleiterin Christina Böhme sagt: „Gerade als Familienunternehmen schätzen wir auch noch das persönliche Gespräch und die regelmäßige Begegnung als kostbares Gut im Rahmen des Austauschs und der allgemeinen Beziehungspflege.“ Ziel sei es, eine Arbeitswelt zu schaffen, „in der man gemeinsam kreativ arbeiten, sich aber stets auch zurückziehen kann“.

Eine Strategie, die Personalexpertin Inga Dransfeld-Haase schlüssig findet. „Das Einzelbüro hat ausgedient“, sagt sie. Man müsse die Ausstattung der Büros dringend an die Bedürfnisse der Mitarbeiter anpassen.

In Bezug auf den Arbeitsort gibt es bei Deichmann eine klare Regel: Die Beschäftigten können aktuell – abhängig von Bereich und Tätigkeit – bis zu dreimal wöchentlich mobil arbeiten. Zwei Bürotage sind Pflicht.

Mehr: Was SAP noch zur Trendwende fehlt – Dax-Konzern im Bilanzcheck

Erstpublikation: 24.05.2023, 17:00 Uhr.

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