Premium Künstliche Intelligenz Intel will bei Start-up Aleph Alpha einsteigen

Der Investmentarm von US-Chipkonzern Intel will sich an Start-up beteiligen.
Berlin, Frankfurt, Düsseldorf Das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha zieht das Interesse internationaler Investoren auf sich. Der Investmentarm des Chipkonzerns Intel will sich an dem Unternehmen beteiligen, wie mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen sagten. Intel Capital wolle als Lead-Investor im Rahmen der aktuell laufenden Series-B-Finanzierungsrunde neu an Bord kommen.
Damit würde sich Aleph Alpha zum einen den US-amerikanischen Markt stärker erschließen und bekäme zum anderen Zugriff zu einem umfangreichen Netzwerk. In Deutschland ist Intel Capital bisher vor allem für seine Beteiligung am Fluxtaxi-Pionier Volocopter bekannt.
KI bei Investoren stark gesucht
Bestandsinvestoren wollen sich ebenfalls an der Finanzierungsrunde beteiligen. KI ist bei Risikokapitalgebern hoch im Kurs. Bessemer Venture Partners hatte erst vor wenigen Tagen entschieden, insgesamt eine Milliarde US-Dollar in KI-Start-ups zu investieren. Der Fonds ist auch bei Aleph Alpha investiert und dürfte ebenfalls an der laufenden Finanzierungsrunde teilnehmen, hieß es.
Aleph Alpha hat wie die US-Firma OpenAI ein Sprachmodell entwickelt, das Texte erstellen und Fragen beantworten kann. Für die Nutzer des Sprachmodells „Luminous“ soll künftig genau nachvollziehbar sein, woher die KI ihre Informationen bezieht. Mit dieser Transparenz wollen die Heidelberger auch Microsoft und Google herausfordern, benötigen dafür aber noch mehr Kapital.
Gründer Jonas Andrulis und sein 50-köpfiges Team adressieren damit ein großes Problem der sogenannten generativen KI: Zwar haben die Sprachmodelle wie das jüngst berühmt gewordene GPT-3 und dessen Nachfolgeversion GPT-4 Fortschritte gemacht. Sie können etwa Texte zusammenfassen, Geschäftsbriefe schreiben und Vorträge vorbereiten. Doch noch produzieren die Modelle dabei auch immer wieder haarsträubende Fehler.
Erklärbarkeit und Datenschutz
„Aleph Alpha punktet mit Erklärbarkeit (woher die Informationen stammen) und Datenschutz. Diese Aspekte sind sehr wichtig, um KI-Anwendungen künftig zu managen“, sagte ein Investor. Über den künftigen Erfolg von Aleph Alpha könnte dabei der geplante europäische AI-Act entscheidend sein, der risikoreiche Anwendungen regulieren soll und damit für Start-ups Eintrittsbarrieren in Europa schaffen dürfte.
Aleph Alpha arbeitet bereits mit der US-Firma Hewlett-Packard Enterprise zusammen, die ein System einschließlich Rechnerkapazitäten anbietet, das Entwicklung und Training von KI-Modellen beschleunigt. Der Zugang zu Rechnerkapazitäten gilt als ein wesentlicher Faktor für die Erfolgschancen von KI-Start-ups.
Bisher hat das von dem Wirtschaftsinformatiker Jonas Andrulis gegründete Start-up bescheidene 28 Millionen Euro eingesammelt. Der Bedarf, um weiter zur Weltspitze zu gehören, liege aber im dreistelligen Millionenbereich, hatte Andrulis bereits im Februar dem Handelsblatt gesagt.
Firmenbewertung soll bei knapp einer halben Milliarde liegen
Den mit den Verhandlungen vertrauten Personen zufolge will Aleph Alpha in der aktuellen Finanzierungsrunde rund 100 Millionen Euro einsammeln. Die Firmenbewertung solle nach der Runde bei 450 bis 500 Millionen Euro liegen.
Damit würde Aleph Alpha auf einen Schlag zum wohl zweitwertvollsten deutschen KI-Start-up nach dem Übersetzungs-Tool DeepL aufsteigen. Aleph Alpha wollte nicht Stellung nehmen. Die Bestandsinvestoren Lakestar, Cavalry, 468 Capital, UVC Partners und Earlybird wollten sich ebenso wie Bessemer und Accel nicht äußern, Intel war zunächst nicht erreichbar.
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Derzeit suche Aleph Alpha zudem nach einem strategischen Investor, der ebenfalls im Rahmen der laufenden Finanzierungsrunde einsteigen würde, sagte eine der involvierten Personen. Das könne der Walldorfer Unternehmenssoftwarekonzern SAP sein oder Chiphersteller Nvidia.
Der Konkurrenzdruck ist hart. „Jeder, den ich kenne, der im Bereich KI unterwegs ist, ist aktuell enorm unter Druck“, hatte Andrulis vergangenen Monat erklärt. Er hofft darauf, mit der „Erklärfunktion“ zu punkten, die Aleph Alpha seinen Kunden anbietet. Damit sollen sie nachvollziehen können, wie belastbar die ausgegebenen Informationen auf Basis von Texten und Bildern sind.
In einem Beispiel, das die Firma selbst aufbereitet hat, wird Luminous ein Text über Aleph Alpha vorgelegt. Fragt der Nutzer die KI, wo der Hauptsitz des Start-ups ist und ob „Berlin“ die richtige Antwort sein könnte, markiert sie alle Textstellen, die zu dieser Frage Auskunft geben könnten: Orange hinterlegt werden Passagen, die den Zusammenhang zwischen Berlin und dem Hauptsitz belegen, lilafarben hinterlegt werden widersprüchliche Passagen.
Im konkreten Fall ist die Sache für das derzeit fünfsprachige Modell eindeutig: Aleph Alphas Hauptsitz ist Heidelberg, wie aus dem Satz „The German startup, located in the picturesque German city Heidelberg“ hervorgeht.
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