Premium Bis zu 120.000 Euro Gehalt 15 gefragte, gut bezahlte Jobs in der Bau-Branche

Digitale Tools machen moderne Baustellen effizienter – stellen aber auch andere Anforderungen an die Mitarbeiter.
Düsseldorf Der Gebäudesektor gilt als einer der größten Klimasünder in Deutschland. Rund 30 Prozent aller Treibhausgasemissionen werden hier produziert – größtenteils durchs Heizen. Laut der Deutschen Energie-Agentur müssten täglich rund 2500 Gebäude energetisch saniert werden, um bis 2050 treibhausgasneutral zu werden und die gesetzten Klimaziele zu erreichen.
Nicht nur nachhaltiges Bauen, auch der demografische Wandel, die gestiegenen Baukosten und die Digitalisierung verändern die Baubranche – und somit auch die Anforderungen an die Mitarbeiter. Modellierungssoftware vereinfacht die Bauplanung und ermöglicht es, dass Teile eines Hauses besser vorgefertigt und nur noch zur Baustelle geliefert werden müssen. Im Smart Home der Zukunft sind Sensoren und intelligente Steuerungsmechanismen verbaut, um beispielsweise die Heizung oder das Licht zu regulieren.
Was heißt das für den Arbeitsmarkt? Welche Jobs werden zukünftig in der Baubranche gefragt sein und wie viel Gehalt ist drin? Das Handelsblatt hat darüber mit Branchenexperten und Personalberatern gesprochen und daraus eine Liste mit 15 zukunftsträchtigen Jobs erstellt.
Top-Gehalt und kaum Konkurrenz: IT-Spezialisten in der Baubranche gesucht
„Früher haben wir IT-affine Ingenieure und Architekten gesucht, heute müssen wir Ausschau nach Entwicklern und Programmierern halten, welche eine Affinität zur Immobilien- und Baubranche haben“, sagt Thomas Grynia, der sich mit seiner Personalberatung auf die Bau- und Immobilienbranche spezialisiert hat.
Neben Softwareentwicklern seien vor allem Application Manager gefragt. Diese überwachen, optimieren und verwalten Softwareanwendungen jeglicher Art, die bei Bauprojekten zum Einsatz kommen. Das können zum Beispiel Projektmanagement-Tools sein oder Systeme, die Heizungen, Türen und Licht in einem Bürogebäude steuern.
Ein Job mit viel Verantwortung, die sich aber auszahlt. Laut Grynia liegt das Einstiegsgehalt mit einem Master zwischen 50.000 und 60.000 Euro. Bei einem großen Baukonzern und mit mehreren Jahren Berufserfahrung seien aber auch mal bis zu 120.000 Euro im Jahr drin.
Ebenfalls gute Chancen haben Datenspezialisten, die große Mengen an Daten analysieren und daraus Handlungsempfehlungen ableiten können. Diese werden zum Beispiel gebraucht, um schon vorhandene Gebäude, die saniert werden sollen, präzise zu bewerten. Laut der Jobplattform Glassdoor verdient etwa ein Big-Data-Analyst zwischen 70.000 und 92.500 Euro.
Digitales Know-how auch bei Planern, Architekten und Ingenieuren gefragt
Technologien wie Virtual oder Augmented Reality vereinfachen die Bauplanung. Mithilfe von sogenanntem Building Information Modeling (BIM) lassen sich alle Bauphasen, die ein Gebäude durchläuft, als 3D-Modell abbilden. So können Bauherren ihre Gebäude bereits vor dem Bau virtuell begehen. Zudem können alle Beteiligten auf die Informationen zugreifen – kommt es zum Beispiel zu unvorhergesehenen Änderungen, können Kosten und Zeitverlust besser eingeschätzt werden.
Dafür braucht es Fachkräfte mit digitalem Know-how. „Gefragt ist eine neue Generation an Architekten, Ingenieuren und Planern, die technisch bewandert ist und eine Affinität zur IT mitbringt“, sagt Grynia.
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Ein Beruf, den der Branchenexperte in naher Zukunft als zentral ansieht, ist der des BIM-Managers. Darunter kann man sich eine Art digitalen Bauleiter vorstellen, der den gesamten Prozess überwacht und unter anderem dafür sorgt, dass die Ziele eingehalten werden. Experte Grynia schätzt, dass hier nach zwei bis drei Jahren Berufserfahrung zwischen 60.000 und 75.000 Euro an Gehalt drin sind.
Beim Bielefelder Hochbauunternehmen Goldbeck, das mehr als 10.000 Mitarbeiter beschäftigt, arbeiten rund 80 Angestellte im Bereich BIM.
Mögliche Berufe sind laut einer Sprecherin BIM-Administrator, BIM-Ingenieur, BIM-Manager oder BIM-Koordinator. Je nach Stellenprofil sei eine Ausbildung zum Fachinformatiker oder ein Studium der Bauinformatik, des Bauingenieurwesens oder der Architektur Voraussetzung.
Weniger Neubau, dafür Investitionen in den Bestand
Steigende Materialkosten und Zinsen sorgen dafür, dass Bauen immer teurer wird. Viele Unternehmen legen deshalb ihre Neubauprojekte auf Eis und konzentrieren sich darauf, den bereits vorhandenen Bestand aufzuwerten. Ein aktuelles Beispiel ist Deutschlands größter Vermieter Vonovia. Der Dax-Konzern hatte zuletzt angekündigt, alle für 2023 vorgesehenen Neubauprojekte zu stoppen.
Durch Lieferengpässe und Preissteigerungen seien Bauunternehmen nicht mehr in der Lage, ihre Gewinne belastbar zu kalkulieren, sagt Headhunter Matthias Höppner, der die Personalberatung RecToCon in Düsseldorf leitet und unter anderem Kunden wie Vonovia berät. Investoren und Bauherren würden sich deshalb darauf fokussieren, bestehende Gebäude zu sanieren und sie CO2-neutral zu gestalten, um so ihren Wert zu steigern.
Um alte Gebäude zu modernen autarken Häusern umzuwandeln, sind Spezialisten aus vielen verschiedenen Bereichen gefragt. So braucht es Asset- und Property-Manager, die den Umbau steuern und überwachen, Bauphysiker, die sich zum Beispiel mit der Auswahl des passenden Materials beschäftigen, um ein Dach aufzustocken, bis hin zu TGA-Fachingenieuren, die sich um die technische Gebäudeausstattung wie etwa elektronische Schließanlagen kümmern.
Laut Höppner liegt das Gehalt eines Asset-Managers in einem Bauunternehmen zwischen 80.000 und 100.000 Euro. TGA-Fachingenieure könnten zwischen 70.000 und 80.000 Euro verlangen. Und ein Bauphysiker komme auf bis zu 80.000 Euro.
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Weil Unternehmen so kostensparend wie möglich arbeiten müssen, werde zudem das Profil des Leanmanagers immer wichtiger, sagt Höppner. Dieser prüft, verschlankt und setzt Prozesse günstiger auf. Der Branchenexperte schätzt das durchschnittliche Gehalt auf 70.000 bis 80.000 Euro.
„Modernisierung und Sanierung rücken stärker in den Mittelpunkt“, heißt es auch von Vonovia. Besonders gefragt seien Experten aus dem Bereich Energie. „Zur Installation von Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen braucht man eben Fachkräfte“, sagt eine Sprecherin. Diese müssten aber nicht unbedingt aus dem Immobilienbereich kommen, sondern könnten etwa auch in der Automobilbranche ausgebildet worden sein. Höppner schätzt das Gehalt von Gebäude- und Anlagetechnikern für erneuerbare Energien auf 65.000 bis 90.000 Euro.
Jobs mit Zukunft und hohem Gehalt: Gute Chancen für „grüne“ Experten
Und nicht nur Spezialisten für erneuerbare Energien, die Photovoltaikanlagen auf dem Dach oder Blockheizkraftwerke im Keller installieren, werden gesucht. Gute Zukunftsaussichten haben zum Beispiel auch Energie- und Umweltberater, die Bauherren und Architekten in Sachen Energieeinsparungen und nachhaltiges Bauen beraten. Das Gehalt variiert laut Höppner zwischen 60.000 und 85.000 Euro.
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Nachhaltige Bauingenieure stehen auf dem Arbeitsmarkt ebenfalls hoch im Kurs. Sie kombinieren ihr technisches Wissen mit dem Verständnis für nachhaltige Methoden und Materialien im Bauwesen, um so umweltfreundliche und energieeffiziente Gebäude zu planen und zu bauen. Hier seien bis zu 95.000 Euro drin, sagt Branchenexperte Höppner.
Fachkräftemangel sorgt für lukrative Gehälter am Bau
„Um Bauleiter und Kalkulatoren wird der Markt eng und enger“, sagt Michael John, Senior Partner der Personalberatung QRC Group Hamburg. Der Bauleiter koordiniert die Prozesse auf der Baustelle und sorgt dafür, dass alles reibungslos abläuft. Da Fachkräfte knapp sind, steigen die Gehälter. Laut einer Auswertung der Jobplattform Indeed gehört die Position des Oberbauleiters zu einem der Jobs, auf dem Bewerber die wenigste Konkurrenz fürchten müssen. Dabei ist ein Gehalt von 98.600 Euro drin. Ebenfalls stark nachgefragt, aber nur in Maßen vorhanden, sind laut John Gebäudetechniker, die über ein gutes elektronisches Wissen verfügen.
Mehr: Wer zur Chefin befördert wird und wer nicht
Erstpublikation: 10.02.23, 10 Uhr.
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Braucht es Experten? Oder Leute die wirklich auch anpacken können?
Nur so eine Frage....
Ich frage mich bei solchen Artikeln, wer die Bilder aussucht. Die sollten doch zum Artikel passen und nicht zu Wunschvorstellungen…