Premium Gasheizung Lohnt sich die Wärmepumpe langfristig im Vergleich?

Beim Erneuern oder Umrüsten einer Gasheizung auf Wärmepumpe, Fernwärme oder Pelletheizung summieren sich die Kosten.
Düsseldorf Obwohl die Füllstände der Gasspeicher bisher stabil geblieben und die Gaspreise im Großhandel deutlich gesunken sind, bleiben die Preise für Endkunden derzeit auf Rekordniveau. Viele Menschen denken daher darüber nach, ihre Heizung zu erneuern. Infos und Angebote gibt es einige – doch welche Heizungsanlage ist im Vergleich am günstigsten? Pelletheizung, Wärmepumpe, Fernwärme, Solarthermie oder doch eine neue Gasheizung?
Wir haben für Sie mit der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen berechnet, wie teuer Heizen mit Gasheizung und den Alternativen in einem Jahr und in 20 Jahren in einem typischen Vier-Personen-Haus sein könnte. Dabei berücksichtigt: Anschaffung und laufende Kosten.
Zudem zeigen wir Ihnen anhand einer Studie, ob in Mietwohnungen Heizen mit einer neuen Wärmepumpe oder mit einer neuen Gasheizung günstiger ist.
Kosten-Vergleich: Gasheizung, Wärmepumpe und Fernwärme
Die zunächst folgenden Beispielrechnungen zum Vergleich der Heizkosten beziehen sich auf ein frei stehendes Einfamilienhaus, Baujahr 1985, mit 150 Quadratmeter Wohnfläche. Strom- und Gaspreisbremse sind hier nicht eingerechnet – es geht um die Preise, die tatsächlich (ohne staatliche Hilfen) über Jahre gezahlt werden müssten.
Es hängt ohnehin von zahlreichen Faktoren ab, wie viel Verbraucher über die Jahre für eine Heizung zahlen. Etwa von der Häufigkeit der Wartung, der Entwicklung der Strompreise und Gaspreise sowie der Lebensdauer der verschiedenen Heizungsarten. Das konnte im Beispiel nicht alles berücksichtigt werden, denn es ersetzt keinen professionellen Vollkostenvergleich. Doch es gibt Ihnen einen guten, ersten Überblick.
Heizkosten: Was kostet der Betrieb einer alten Gasheizung?
Die Musterfamilie besitzt eine mehr als 20 Jahre alte, ineffiziente Gasheizung und eine zentrale Warmwasserbereitung. Wegen gestiegener Gaspreise und eines drohenden Defekts diskutiert sie ein Umrüsten oder Erneuern.
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Zunächst rechnet die Familie aus, wie viel sie aktuell fürs Heizen bezahlen muss. Sie braucht 18.000 Kilowattstunden (kWh) Energie jährlich, um das Haus warm zu halten. Für warmes Wasser kommen 2000 Kilowattstunden dazu. Es reicht jedoch nicht, wenn die alte Gasheizung 20.000 Kilowattstunden Gas verbrennt. Denn ihr Wirkungsgrad liegt nur bei 0,8. Das bedeutet, die Gasheizung muss eine Kilowattstunde Gas verfeuern, um 0,8 Kilowattstunden Wärme zu erzeugen. Im Beispiel braucht sie also 25.000 Kilowattstunden Gas im Jahr.
Rechnet die Familie mit einem Gaspreis von 0,18 Euro pro Kilowattstunde, ergeben sich so Heizkosten von 4500 Euro jährlich. Das ist mehr als doppelt so viel wie noch im Jahr 2021. Klar ist: Ersatz muss her.
Heizungskosten: Was spart das Erneuern einer Gasheizung?
Es liegt zunächst nahe, die alte, ineffiziente Gasheizung durch eine neuere ersetzen zu wollen. Angenommen ein moderner Gaskessel besitzt einen Wirkungsgrad von 0,9 statt 0,8, dann verfeuert er folglich nur 22.222 Kilowattstunden Gas pro Jahr. So könnte die Familie ihre Heizkosten von 4500 auf 4000 Euro senken.
Natürlich muss sie die neue Gasheizung aber auch erst einmal kaufen und installieren lassen. Hierfür rechnet die Verbraucherzentrale NRW inklusive Warmwasserspeicher mit Kosten von etwa 12.000 Euro. Rechnet man diese Kosten mit ein, fallen in den kommenden 20 Jahren insgesamt 92.000 Euro an.
Gasheizung umrüsten auf Wärmepumpe: Was kostet Heizen mit Strom?
Am liebsten würde die Familie ihre Gasheizung mit einer Alternative umrüsten, um unabhängig vom teuren Gas zu werden. Eine Option ist die Wärmepumpe. Diese Heizungsart wandelt Wärme aus der Umwelt mithilfe von Strom in Heizwärme um. Ihr Vorteil: Aus einer Kilowattstunde Strom macht sie mehrere Kilowattstunden Wärme. Es gibt zwei Typen von Wärmepumpen.
Für eine Luft-Wärmepumpe rechnet die Verbraucherzentrale mit einem Wirkungsgrad von 3,2. Für ihre 20.000 Kilowattstunden Wärmebedarf bräuchte die Musterfamilie damit nur 6250 Kilowattstunden Strom. Doch auch Heizen mit Strom ist teuer. Rechnet die Familie mit einem Strompreis von 40 Cent je Kilowattstunde, summieren sich die Heizkosten pro Jahr auf 2500 Euro.
Teurer als der Stromverbrauch ist die Anschaffung einer Luft-Wärmepumpe: Die Verbraucherzentrale veranschlagt hierfür 25.000 Euro. Doch der Staat bezuschusst Wärmepumpen mit der sogenannten BAFA-Förderung. Daher kann die Familie noch 35 Prozent abziehen. So landet sie bei 16.250 Euro fürs Umrüsten. Insgesamt entstehen ihr für 20 Jahre Kosten von 66.250 Euro.
Eine Alternative ist die Erdwärmepumpe, auch Solewärmepumpe genannt. Sie entzieht nicht der Umgebungsluft, sondern dem Boden Wärme. Ihr Wirkungsgrad ist etwas höher als bei der Luft-Wärmepumpe. Deshalb verbraucht sie im Jahr nur Strom für 2286 Euro.

Diese Art von Wärmepumpe wandelt Wärme aus der Umwelt mithilfe von Strom in Heizwärme um.
Die Anschaffung der Erdwärmepumpe ist wesentlich teurer als die der Luft-Wärmepumpe. Sie wird aber auch stärker gefördert. Zieht man diese Förderung ab, würde sie etwa 19.800 Euro kosten. Damit lägen die gesamten Heizungskosten für 20 Jahre bei 65.514 Euro. Zusatzkosten wie eine möglicherweise nötige Dämmung sowie der Austausch alter Fenster und Heizkörper werden hierbei allerdings nicht berücksichtigt. Zudem beträgt die Wartezeit für Wärmepumpen aktuell bis zu einem Jahr.
Wärmepumpe mit Photovoltaik: Wie hoch sind die Kosten?
Die Musterfamilie überlegt, ob sie die Heizkosten mit eigener Stromerzeugung noch weiter reduzieren kann. Sie erwägt, zusätzlich zu einer Luft-Wärmepumpe eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von sechs Kilowattpeak für ihr Dach zu bestellen. Eine solche Wärmepumpe mit Photovoltaik kostet inklusive KfW-Förderung 26.250 Euro.
Die Photovoltaik soll etwa 20 Prozent des Stromverbrauchs der Wärmepumpe abdecken. So muss die Familie nur noch 5000 Kilowattstunden Strom bezahlen, also 2000 Euro. Darüber hinaus erzeugt die Solaranlage weitere 4750 Kilowattstunden Strom außerhalb der Heizsaison.
Diesen speist die Familie teils für acht Cent je Kilowattstunde ins Netz ein und nutzt den Rest selbst. Das bringt ihr dank Einspeisevergütung und Stromkostenersparnis insgesamt 556 Euro ein. Sie zahlt also unterm Strich nur 1444 Euro im Jahr für ihren Heizstrom. So liegen die Heizungskosten für eine Wärmepumpe mit Photovoltaik für 20 Jahre bei 55.130 Euro.
Gas-Hybridheizung: Wie teuer ist eine Gas-Wärmepumpe?
Bei genauerem Nachdenken befürchtet die Musterfamilie, dass eine Wärmepumpe womöglich nicht ausreicht, um ihr Haus auch an sehr kalten Wintertagen zu heizen. Möglich wäre es, statt einer teuren Photovoltaikanlage zusätzlich zur Luft-Wärmepumpe einen neuen Gas-Spitzenlastkessel einzubauen.
Die Wärmepumpe muss so nur 65 Prozent der Heizleistung erbringen, die Familie zahlt also für 4063 Kilowattstunden Strom 1625 Euro. Hinzu kommen die 35 Prozent Heizleistung der Gasheizung. Für die notwendigen 7777 Kilowattstunden Gas zahlt die Familie 1400 Euro. Insgesamt summieren sich die Betriebskosten der Gas-Wärmepumpe auf 3025 Euro im Jahr.
In der Anschaffung kostet die Gas-Hybridheizung inklusive Förderung etwa 21.250 Euro, so entstehen in 20 Jahren Heizungskosten von 81.750 Euro.
Pelletheizung: Was kostet Heizen mit Holz?
Ein Nachbar erzählt der Musterfamilie, dass er künftig auf eine Pelletheizung setzt, also auf Heizen mit Holz. Die Familie informiert sich deshalb zum Thema Pellet-Zentralheizungskessel. Eine Pelletheizung müsste 22.222 Kilowattstunden aufwenden, um den Wärmebedarf der Familie zu decken. Die Pelletpreise schwanken stark, die Familie geht aber von einem Preis von 11 Cent pro Kilowattstunde aus. Somit müsste sie 2444 Euro jährlich für die Pellets bezahlen.
Inklusive Förderung kostet eine Pelletheizung 20.000 Euro. In 20 Jahren kommen damit 68.889 Euro zusammen. Zudem fallen bei einer Holzheizung recht hohe Wartungskosten an, etwa für den Schornsteinfeger. Diese vernachlässigt die Familie aber erst einmal für alle Heizungsarten.
Fernwärme: Wie teuer sind die Kosten im Vergleich?
Der Nachbar schlägt der Musterfamilie zudem einen Anschluss an Fernwärme vor. Laut Verbraucherzentrale schwanken die Kosten dafür enorm. Die Familie rechnet jährlich mit Betriebskosten von 20 Cent pro Kilowattstunde, auch wenn diese in den kommenden Jahren steigen könnten. Sie geht von einem Effizienzgrad von 100 Prozent aus und kommt so für Fernwärme auf jährliche Betriebskosten von 4000 Euro.
Hinzu kommen einmalige Anschlusskosten, die die Familie mit 1500 Euro beziffert. Sie freut sich darüber, dass bei Fernwärme anders als bei anderen Heizungsarten keine Wartungen nötig sind. Nach 20 Jahren beliefen sich die Heizungskosten insgesamt auf 81.500 Euro.
Gasheizung mit Solarthermie: Wie hoch sind die Heizkosten?
Nun überlegt die Familie noch, ob als Zusatz zum Spitzenlast-Gaskessel Solarthermie infrage käme. Thermische Solaranlagen erzeugen im Gegensatz zu Photovoltaik keinen Strom, sondern warmes Wasser. So muss die Gasheizung nicht 20.000 Kilowattstunden Wärme erzeugen, sondern nur noch 15.000. Dafür braucht sie wegen ihres Wirkungsgrades 16.666 Kilowattstunden Gas, was Kosten von 3000 Euro entspricht.
Die Solarthermie-Anlage kostet inklusive Förderung 9000 Euro, in Kombination mit einer neuen Gasheizung 17.000 Euro. Für 20 Jahre schlägt diese Lösung mit 77.000 Euro zu Buche.
Brennstoffzellenheizung mit Gas: Wie hoch sind die Kosten?
Abschließend erwägt die Familie auch, ob eine Brennstoffzellenheizung infrage kommt. Eine solche Anlage erzeugt aus einem Brennstoff wie Erdgas oder Wasserstoff zusammen mit Sauerstoff Strom. Sie ist also nur nebenbei eine Heizung. Deshalb kommt sie nur in Kombination mit einem Gas-Spitzenlastkessel infrage.
Die Verbraucherzentrale geht davon aus, dass die Brennstoffzellenheizung etwa 10.000 Kilowattstunden an Gas pro Jahr verbraucht und somit im Betrieb 1800 Euro kostet. Damit erzeugt sie 6000 Kilowattstunden Wärme. Die restlichen 14.000 Kilowattstunden muss die Gasheizung mit Kosten von 2800 Euro erzeugen.
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Die Brennstoffzellenheizung produziert in der Beispielrechnung zudem 3750 Kilowattstunden Strom. Der Einfachheit halber geht die Familie davon aus, dass sie diesen selbst verbraucht und so 1500 Euro im Jahr spart. In der Realität dürfte der Eigenverbrauch geringer sein, was die Rechnung aber noch einmal komplizierter machen würde. So liegen die gesamten Betriebskosten bei 3100 Euro.
Teuer ist die Brennstoffzellenheizung in der Anschaffung. Inklusive Förderung und Gas-Spitzenlastkessel geht die Verbraucherzentrale von rund 26.138 Euro aus. Damit lägen die gesamten Heizungskosten nach 20 Jahren theoretisch bei 88.138 Euro – wobei es unrealistisch ist, dass die Heizung so lange hält.
Alternative zur Gasheizung: Welche ist die beste Heizung der Zukunft?
Im Vergleich der Heizkosten für die Musterfamilie ist die Wärmepumpe mit Photovoltaik die beste Heizung. Sie ist auf 20 Jahre gerechnet die wirtschaftlichste Alternative zur Gasheizung. Am teuersten ist eine neue, allein stehende Gasheizung. Unsere Berechnungen beruhen auf stabilen Energiepreisen und berücksichtigen viele individuelle Faktoren nicht. Eine finale Entscheidung zum Erneuern oder Umrüsten ihrer Gasheizung sollten Sie daher immer mit einem Experten abklären.
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Neue Wärmepumpe oder Gasheizung: Was ist für Mieter günstiger?
Ebenfalls offen ist die Frage, was in Mietwohnungen die günstigste Heizoption ist. Eine neue Wärmepumpe oder eine neue Gasheizung? Eine Studie des Prognos-Instituts vergleicht jeweils für eine typische 70-Quadratmeter-Wohnung aus den Sechzigerjahren und eine aus den Achtzigerjahren, ob das Umrüsten auf Wärmepumpe oder das Erneuern einer Gasheizung für niedrigere Heizkosten sorgt. Die Studie nimmt die Kosten für Mieter und Vermieter getrennt unter die Lupe.
Ergebnis: Bei einem „historischen“ Kostenniveau mit Energiepreisen aus dem Jahr 2021 – also acht Cent pro Kilowattstunde Erdgas und 24 Cent pro Kilowattstunde Strom – lohnt sich eine neue Wärmepumpe im Vergleich zu einer neuen Gasheizung aus Mietersicht finanziell nicht.
Anders sieht es aus, sobald die angenommenen Energiepreise steigen. Im mittleren und hohen Kostenszenario lohnt sich die Wärmepumpe für Mieter deutlich und bringt Kostenersparnisse bis zu 65 Euro pro Monat. Für Vermieter lohnt sie sich ebenfalls, allerdings mit geringerer Ersparnis.
Mehr: Darum werden die Holpellets für eine Holzheizung immer teurer
Erstpublikation: 21.08.2022, 12:27 Uhr (zuletzt aktualisiert: 21.10.2022, 12:27 und am 17.01.22, 14:10 Uhr).
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Herr Tassler: nicht aufregen! Ich persönlich heize mit Gas (Solar-Unterstützung - nützt im Winter nichts) Einsparen tun wir bereits seit der letzten Saison. Ich hatte für Öl nie was übrig; trotzdem hat das den Charme: auftanken und dann ist gut für einen längeren Zeitraum - da kann wieder was zurücklegen, damit das nächste Betanken gesichert ist) Vor Erdgas hatte ich ca. 15 Jahre Flüssiggas mit eigenem Erdtank: sehr teure TüV-Prüfungen, permanent Abzocken beim Betanken mit Knebelungsverträgen! Der Tank liegt noch; könnte mit etwas Geld aktiviert werden - ist aber aus Kostengründen keine Alternative) Mein Nachbar bekommt nächstes Jahr eine Luft-Wärmepumpe (hat PV-Anlage; muss dann aber in der kalten Jahreszeit "O-Ton: ein paar tausend KwH zukaufen) Ich habe in diesem Jahr in PV investiert; das bringt zumindest bei Strom eine erhebliche Reduzierung der Kosten. Ich denke: man sollte für seine eigene Situation Informationen sammeln und im Rahmen seiner Möglichkeiten investieren; alles andere ist "dümmliches Gelaber"
Wer hat eigentlich ein Interesse an den ständigen Handelsblattkommentaren zu Heizungsvergleichen oder Empfehlungen?
Ist das Blatt a. G. der Steigerungsmaßnahmen des Bruttoinlandsprodukts des Wirtschaftsministers zu einem Werbeblatt der einschlägigen Industrie verkommen? Oder handelt es sich noch um eine Wirtschftszeitung. Die Darstellung einer wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit wäre wirklich hilfreich und zielführend.
Warum hat man die Ölheizung aus dem Vergleich hier entfernt?