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Energie

Premium Milliarden Euro für Putin LNG-Importe aus Russland steigen auf Rekordhoch

Über Pipelines fließt kaum noch Gas aus Russland. Doch als Flüssigerdgas kauft Europa den Rohstoff weiter für zweistellige Milliardensummen.
08.12.2022 - 15:34 Uhr 11 Kommentare
LNG-Terminal in Brunsbüttel Quelle: dpa
LNG-Terminal in Brunsbüttel

Der erste LNG-Tanker soll Ende Dezember in Brunsbüttel festmachen. 

(Foto: dpa)

Düsseldorf Während die Europäische Union (EU) das Ölembargo gegen Russland vollzieht, steigen die Importe von russischem Flüssigerdgas (LNG) auf einen neuen Höchststand. Im Vergleich zum Vorjahr hat die EU inklusive Großbritannien knapp 21 Prozent mehr LNG aus Russland eingekauft als vor dem Ausbruch des Ukrainekriegs. Das zeigen aktuelle Zahlen des Marktforschungsunternehmens Icis.

„13 Prozent der europäischen LNG-Importe kommen aktuell aus Russland – und die Menge wächst stark“, sagt Gasexperte Andreas Schröder von Icis dem Handelsblatt. Auch in Deutschland dürfte einiges von dem russischen Flüssigerdgas ankommen. Die Bundesrepublik besitzt bislang kein eigenes aktives LNG-Terminal und kauft das verflüssigte Erdgas deswegen aktuell noch von Nachbarländern wie Frankreich, Belgien und den Niederlanden ein.

Für das russische LNG bezahlen die EU-Mitgliedstaaten (plus Großbritannien) eine ganze Menge: Grob überschlagen könnten von Januar bis November dafür fast 27 Milliarden Euro nach Moskau geflossen sein. Und das, obwohl die herkömmlichen Gasflüsse aus Russland schon seit Monaten fast vollständig zum Erliegen gekommen sind. 

LNG: Europa ist immer noch auf russisches Erdgas angewiesen

Seit Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine hatte der russische Präsident Wladimir Putin den Gasfluss nach Europa stetig weiter reduziert. Auf der Hauptroute über die Ostseepipeline Nord Stream 1 drosselte der russische Staatskonzern Gazprom ab Mitte Juni die Lieferungen immer weiter. Immer schob das Unternehmen Reparaturarbeiten vor.

Ende August stoppte Russland den Gasfluss erneut. Am 26. September wurden beide Stränge der Ostseepipeline bei einem Anschlag zerstört und sind in der Folge bis heute unbrauchbar.

>> Lesen Sie außerdem: EU will Preis für russisches Öl bei 60 Dollar deckeln

Aber auch wenn durch Nord Stream kein russisches Gas mehr fließt, ist Europa alles andere als unabhängig. Über die Pipeline durch die Ukraine und die stark gestiegenen LNG-Importe versorgt sich Europa weiter mit russischem Erdgas. „Bei einem Gasembargo würden also noch mal erhebliche Mengen wegfallen“, stellt Icis-Experte Schröder klar.

Trotzdem ist die Menge, die Russland über LNG-Terminals nach Europa schickt, vergleichsweise gering. Im vergangenen Jahr importierten die Mitgliedstaaten zwischen Januar und November immerhin 133 Milliarden Kubikmeter Gas via Pipeline. Im selben Zeitraum beliefen sich die Importe von russischem Flüssigerdgas da gerade mal auf etwas über 15 Milliarden Kubikmeter. In den ersten elf Monaten dieses Jahres waren es knapp 18 Milliarden Kubikmeter. Über Pipelines kamen noch 60 Milliarden Kubikmeter an. Die fallen 2023 allerdings weg.

Experten sehen 2023 Probleme bei der Gasversorgung

Experten sehen deswegen die eigentliche Herausforderung erst im nächsten Jahr: „Die Speicher müssen wieder aufgefüllt werden, und das bei einer noch angespannteren Versorgungslage auf dem Gasmarkt als Anfang dieses Jahres“, warnte Catherine Gras, Chefin des Speicherunternehmens Storengy bereits im September auf der Handelsblatt Jahrestagung Gas. Eine Knappheit, die der Markt schon einpreist. 

Lag der Preis für eine Megawattstunde Erdgas an der niederländischen TTF-Börse für das vierte Quartal 2023 vor einem Jahr bei gerade mal etwas über 40 Euro, beträgt er aktuell fast 140 Euro. 

>> Lesen Sie hier: So schnell geht der Bau der LNG-Terminals voran

„Wir rechnen damit, dass nächstes Jahr rund zehn Milliarden Kubikmeter auf dem globalen LNG-Markt fehlen“, so Icis-Analyst Schröder. In diesem Jahr habe China aufgrund seiner No-Covid-Strategie einen deutlich niedrigeren Gasverbrauch gehabt, für das kommende Jahr rechnen die Experten allerdings damit, dass der Verbrauch in dem bevölkerungsreichen Land wieder auf ein normales Niveau ansteigen wird.

Deutschland ist weiter auf der Suche nach Lieferanten für Gas

Aktuell versorgen vor allem die USA, Katar, Nigeria, Algerien und eben Russland die EU mit verflüssigtem Erdgas. Wobei die USA mit Abstand auf Platz eins liegen. Die Suche nach neuen Lieferverträgen läuft auf Hochtouren – vor allem in Deutschland.

Durch die Leitung soll zukünftig Flüssiggas transportiert werden.  Quelle: dpa
Bau der Pipeline für das LNG-Terminal in Wilhelmshaven

Durch die Leitung soll zukünftig Flüssiggas transportiert werden. 

(Foto: dpa)

Nach und nach nimmt auch die Bundesrepublik die ersten eigenen LNG-Terminals in Betrieb. In Wilhelmshaven wird die erste Lieferung laut Branchenkreisen schon in den nächsten Tagen erwartet. 

Ebenfalls noch im Dezember rechnet der Energiekonzern RWE mit einer Lieferung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) hat eine Vereinbarung über die Lieferung von 137.000 Kubikmetern bis Ende Dezember mit dem Essener Unternehmen geschlossen. Gespräche über einen längerfristigen Liefervertrag laufen zudem noch. 

Insgesamt sind sieben schwimmende LNG-Terminals in Arbeit, die bis Ende 2023 ans Netz gehen sollen. Zusammen dürften sie eine Jahreskapazität von deutlich über 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas erreichen. Das wäre genau ein Drittel des Gesamterdgasverbrauchs hierzulande. 

Mehr: Katar liefert ab 2026 LNG nach Deutschland – deckt damit aber nur einen Bruchteil des Bedarfs

Erstpublikation: 05.12.22, 17:22 Uhr.

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11 Kommentare zu "Milliarden Euro für Putin: LNG-Importe aus Russland steigen auf Rekordhoch"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Herr Hirsch, vielleicht sollten Sie selbst an die Kriegsfront gehen und vor Ort kämpfen. Möglicherweise sagen Sie dann auch "lieber rot als tot". Vom warmen Sofa aus, ist es einfacher eine Fortsetzung des Krieges zu wünschen.

  • Also kaufen wir weiterhin russisches Gas, nur halt als LNG und damit deutlich teurer.
    Und wer weiß schon, woher tatsächlich das LNG kommt, welches wir beispielsweise aus Algerien, Nigeria kaufen? Wahrscheinlich ist der Ursprung davon aus auch Russland? Damit machen sich alle Länder rings um den Westen lustig über uns.
    Beim Öl ist es ja auch nicht anders... Die Saudis kaufen selbst Öl in Russland ein und sagen, sie verkaufen uns aber ihr eigenes. Ha ha
    Und Indien geht gleich ganz offen damit um und sagt, sie kaufen russisches Öl, veredeln es und verkaufen es nach Europa.

  • @Herr Michael Hirsch
    Sie sehen das ganze aus dem Blickwinkel des Mainstreams - da ist der "Gegner immer böse". Diplomatie und Pragmatismus bedeutet auch das Gegenüber zu verstehen und nicht seinen Kopf in den Sand zu stecken!

  • Grauenhaft diese "Lieber Rot als Tod" -Kommentare. Hauptsache einen warmen ....... von welchem Kriegsverbrecher die Rohstoffe kommen ist vollkommen egal.

  • @ Hans Schönberg

    Es gibt keine wirkungsvollen Sankrionen gegen das rohstoffreichste und zudem vollständig autarkste Land der Welt. Russland kann vollkommem sich selbst genügen - erst recht mit China und vielen anderen asiatischen Staaten als Partner. Die EU kann sich nicht selbst genügen. Nazi-Deutschland konnte sich übrigens auch nicht selbst genügen, sondern benötigte ebenfalls dringend Treibstoff aus dem Ausland, speziell aus Rumänien (Erdölfelder von Ploiesti). Als diese von den Alliierten erobert respektive zerstört waren, war es eigentlich bereits vorbei.
    Russland auf der Gegenseite hat dagegen für den Westen dringend benötigte Rohstoffe noch gar nicht sanktioniert, beispielsweise Uran. Dafür haben selbst die Amis kaum Alternativen, aber trotzdem sind sie wesentlich autarker als die EU.
    Natürlich ist LNG-Gas nun wesentlich teurer als Pipeline-Gas, aber vor allem gibt es dafür auch viel zu wenige Spezial-Tanker. Die müssen erst noch gebaut werden, aber wir müssen auch 2023ff. weiter heizen und können nicht warten, bis die fertig sind. Wer muss dann leiden und bezahlen, bzw. kann es fast nicht mehr bezahlen?
    Was hier abgeht, ist nur noch vollkommen krank.

  • Super. Als pro Russland werde ich das jeden Tag feiern. Die minderbemittelt Bevölkerung Deutschlands merkt überhaupt nicht wie sie vom Ami an der Leine gehalten werden. Und die Grünen gehen voran. Belügen ihre Wähler. Kriegstreiberpartei. Es wird Zeit das endlich eine Deutsche Kehrtwende eingeleitet wird.

  • Nachdem die Nord Stream 1 und 2 in einem terroristischen Akt zerstört wurden, ist es nur logisch und sinnvoll Flüssigerdgas auch aus Russland zu kaufen - schließlich zerstört es nicht so die Umwelt wie amerikanisches Fracking Gas und muss nicht so weit über den Atlantik mit Schweröl betriebenen Tankern transportiert werden.
    Wer sich hier gegen Gas aus Russland ausspricht, verkennt die Realität.

  • .............................................

  • Wie Blöd kann eine Regierung sein die so was ihren Volk antut.
    Scholz und der Rest der Regierung gehört verklagt!

  • Endlich Druck machen, dass in Niedersachsen die Erdgas-Felder angebohrt werden. Dann hätte man im Herbst 2023 schon Gas aus Deutschland.

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